Buch der Woche

Ferdinand Schmalz: Der Teufel war immer schon da

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Die einen haben Dreck am Stecken, die anderen räumen ihn wieder weg. Es ist ein düsteres Bild von Österreich, das Ferdinand Schmalz in seinem ersten Roman „Mein Lieblingstier heißt Winter“ entwirft.

Gott bewahre uns vor solchen Häusern! In einem von ihnen kündigt ein gewisser Herr Doktor Schauer Selbstmord in der eigenen Tiefkühltruhe an. In einem anderen lässt ein Herr Ingenieur Huber sämtliche Fenster zumauern – aus übersteigertem Sicherheitsbedürfnis und weil ihm künstliches Licht lieber ist als natürliches. Einer abwegigen Sammlerleidenschaft geht in seinem gediegenen Zuhause der Herr Ministerialrat Kerninger nach. In einem alten Schrank bewahrt er seine Schätze: Nazi-Weihnachtsschmuck, illegalen Handel mit solch dreckigen Devotionalen soll es bis heute tatsächlich geben.

Es ist ein düsteres Bild von Österreich, ganz ohne helle Flecken, das Ferdinand Schmalz in seinem ersten Roman von diesem Land entwirft. Auch seine Figuren sind jenseits von Gut und Böse. Die Arbeitsteilung funktioniert so: Die einen haben Dreck am Stecken, die anderen räumen ihn in Auftrag der Ersteren wieder weg. Dienstleister verschaffen sich Zugang zu den unheimlichen Innenräumen. Ein Maurer wird benötigt, um die Fensteröffnungen endgültig zu verschließen. Eine Putzfrau braucht es, um die Hakenkreuze zu entstauben. Und einem Lieferanten für Tiefkühlkost wird der Auftrag zuteil, die Leiche des Selbstmörders aus der Truhe zu holen und den gefrorenen Körper auf die Hubertuswarte zu verfrachten, damit er dort in aller Gelassenheit wieder auftauen kann.

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