Olympia 2021

Je schneller der Schritt, desto flotter der Spruch

Trayvon Bromell (Mitte) hatte im Vorlauf zwar mehr Mühe als gedacht, ist aber trotzdem im Halbfinale.
Trayvon Bromell (Mitte) hatte im Vorlauf zwar mehr Mühe als gedacht, ist aber trotzdem im Halbfinale. REUTERS
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Wer wird der schnellste Mann über 100 Meter und Nachfolger von Usain Bolt? Die Szene tippt auf US-Sprinter Trayvon Bromell, 26, den »Lautsprecher der Laufbahn«. Seine Lebensgeschichte bewegt, seine Krankenakte irritiert.

Wer wird Nachfolger von Usain Bolt? Das ist wohl die spannendste Frage dieser Sommerspiele. Denn von 2008 bis 2016 gewann ausschließlich der Jamaikaner über 100 und 200 Meter. Das Gros der Leichtathletik-Szene tippt auf einen Mann: Trayvon Bromell. Der Amerikaner, 26, ist der schnellste Mann des Jahres in 9,77 Sekunden, kennt Großereignisse und ist erstmals seit gefühlten Ewigkeiten verletzungsfrei. Bleibt es der „Lautsprecher der Tartanbahn“ auch heute (14.50 Uhr, live, ORF1), ist ihm Gold nicht zu nehmen.

Der 26-Jährige, 1,71 Meter groß und 73 kg schwer, wuchs im South-End von St. Petersburg, US-Bundesstaat Florida, auf. Armut und Gangs waren allgegenwärtig, seine Mutter arbeitete täglich von 19 bis sieben Uhr, damit sie ein Dach über dem Kopf hatten. Sein bester Freund landete früh im Gefängnis. Und er oft im Spital. Als Kind hatte er sich Knie und Hüfte gebrochen.

Er war WM-Dritter. Trotzdem, das Laufen blieb seine Leidenschaft. Und er war so schnell als Schüler und Jugendlicher unterwegs, dass ihn die Waco-Universität nach Texas lockte. Er trainierte, wurde besser – 2015 war er sogar schon WM-Dritter, hinter Bolt. 2016 besiegte er bei der Hallen-WM in 6,47 Sekunden über 60 Meter Ex-Weltrekordler Asafa Powell. Doch all das ist lang her, selbst Insider müssen das Archiv bemühen.

2021 ist alles anders. Bromell, fit und eloquent, hat den Master-Abschluss in Betriebswirtschaft in der Tasche, treibt sein Interesse an Fotografie mit dem permanenten Kauf neuer Kameras an und fällt durch Schnelligkeit wie flotte Sprüche auf. „Alle wollen Gold. Versteht mich nicht falsch, ich sage nicht, dass ich das nicht auch will. Aber mein größtes Ziel ist Veränderung. Ich will Hoffnung geben. Ich will, dass Kinder mich sehen und sehen, dass sie das auch können“, erzählte er dem „Guardian“.

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