Bei den Salzburger Festspielen kämpft demnächst Maria Stuart wieder mit Elizabeth I., der „jungfräulichen Königin“. Durch deren Epoche – und jene Shakespeares – führt Ian Mortimer in einem 500 Seiten starken Buch.
Wenn sie lächelt, ist sie eine strahlende Sonne, aber plötzlich ziehen Wolken auf, das Gewitter bricht los und der Blitz zuckt ausnahmslos auf alle nieder“, so beschreibt Patensohn John Harington Queen Elizabeth I. Der Amtsantritt der Tochter Heinrichs VIII. stand unter keinem guten Stern: „Die Königin arm, der Adel heruntergekommen, Menschen im Chaos, Mangel an Feldherren und Soldaten. Alles teuer“, notierte ein Regierungsbeamter. Und doch ging Elizabeths Epoche als goldene in die Geschichte Englands ein, dank harter, aber auch kluger und diplomatischer Staatsführung – und dank der Kunst.
Zu Beginn seines Buchs „Shakespeares Welt“ führt der Historiker und Literaturwissenschaftler Ian Mortimer durch Shakespeares mittelalterliche Geburtsstadt Stratford-upon-Avon mit ihren Fachwerkbauten, Kamine waren selten, weil teuer, ebenso Glas. John Shakespeare, Vater des Dichters, war als Handschuhmacher ein recht wohlhabender Mann: Handschuhe waren ein essenzielles Kleidungsstück der besseren Leute, hergestellt in stinkenden Gerbereien. Deren Umweltsünden störten keinen. Es gab viel Schlimmeres: Die Waldgebiete schrumpften rapide, um ein Kriegsschiff zu bauen, brauchte es 600 Eichen.