Klassik

Mozartmatinee: Tiefsinnige Unterhaltung in Salzburg

Kristian Bezuidenhout
Kristian Bezuidenhout
  • Drucken

Die zweite Mozartmatinee der Festspiele wurde umjubelt.

Ein Glück, dass Kristian Bezuidenhout nicht am Hammerklavier gespielt hat: Die satte orchestrale Übermacht, die mit Pauken und Trompeten ins Feld zog, hätte mit dem zartbesaiteten Soloinstrument kurzen Prozess gemacht. Aber natürlich wird umgekehrt ein Schuh daraus: Erst der moderne Konzertflügel ließ das Mozarteumorchester Salzburg mit Antonello Manacorda am Dirigentenpult so selbstbewusst-prunkvoll zu Werke schreiten – in einem Klavierkonzert, das zu Beginn einen fanfarenverbrämten Vorhang nach dem anderen hochzieht und dabei sogar vorübergehend einer Mollgrübelei nachhängt, ehe der Solist endlich ins Rampenlicht tritt.

Dass er es nicht nach einem markanten Tutti-Doppelpunkt tut und etwa mit Grandezza aus der Versenkung hochfährt oder einen Salto vom Schnürboden herab macht, sondern mit einer beiläufigen Floskel quasi aus der Gasse winkt, gehört zu den subtilen Überraschungen in Mozarts im besten Sinne theatralischem C-Dur-Konzert KV 503. Man mag ihm anhören, dass es schon in der abklingenden Begeisterung der Wiener für Mozart als komponierenden Pianisten entstanden ist, zu einer Zeit, da sich das Anfangen und Auftreten im doppelten Sinne bereits als spezielles Thema, ja als Frage präsentiert hat. Keine Frage aber, dass Bezuidenhout musikalisch ständig am Sprung ist: Auf Tastenschritt und -tritt hat er die Partitur im Sinn, nicht bloß seine Stimme, agiert also in enger Partnerschaft mit den Orchestergruppen – am schönsten vielleicht in der wundersamen F-Dur-Passage des Finales, wo über zärtlich-sonorer Bassgrundierung das Klavier eine sehnsuchtsvoll drängende Melodie an die Oboe weitergibt, als wäre es eine Liebkosung.

„Gran Partita“: Herzenstöne

Melancholisch schattiert tönte auch seine Zugabe, mit barocken Aromen angereichert in Sekundvorhalten und Sequenzen, romantisch in frei herabschwebenden Dreiklangszerlegungen: die Allemande aus der Suite KV 399. Sie war zugleich ideales Scharnier zur „Gran Partita“, diesem kapitalen Stück der tiefsinnigen Unterhaltung und der vergnüglichen Herzenstöne. Der vertraute Divertimento- und Serenadentonfall wird hier auf imperialer Stufe neu erfunden, sozusagen unterkellert und überhöht zugleich: mit je zwei Oboen und Fagotten, Klarinetten und Bassetthörnern, vier Naturhörnern und Kontrabass. Mit Manacorda und den Solisten des Mozarteumorchesters wurde das ein beglückendes Suhlen in tiefen, satten Klängen, durchwirkt mit Spielwitz und Geschmetter, Elegien und Bukolik.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.08.2021)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.