Die Volksrepublik hat mit dem größten Infektionsherd seit dem Ausbruch in Wuhan zu kämpfen. Kann das Land seine „Zero Covid“-Strategie aufrecht halten?
Peking. Der Virus kam durch einen Flug aus Moskau. Der infizierte Passagier wurde zwar wie vorgeschrieben von Männern in Ganzkörper-Schutzanzügen ins Quarantäne-Hotel abtransportiert, doch neun Pflegekräfte am Flughafen von Nanjing waren offenbar nicht vorsichtig genug: Sie haben sich laut Berichten der Staatsmedien beim Reinigen des Flugzeugs mit der hochinfektiösen Delta-Variante angesteckt.
Seither schreiben chinesische Zeitungen bereits vom „größten Ausbruch seit Wuhan“. Angesichts der Zahlen scheinen solche Zuschreibungen reichlich übertrieben, schließlich haben sich in den vergangenen neun Tagen nur etwas mehr als 200 Menschen mit dem Virus infiziert. Dennoch handelt es sich zweifelsohne um die größte Bewährungsprobe für die chinesischen Behörden, die seit Ausbruch der Pandemie eine strikte „No Covid“-Strategie verfolgen. Erstmals müssen sie gegen die Delta-Variante ankämpfen, zudem hat sich noch nie seit Abflauen der ersten Welle ein Infektionsstrang derart landesweit verbreitet: Mindestens acht Provinzen sind betroffen, von Guangdong im Süden bis hin zu Liaoning im Nordosten. Selbst in der politischen Hauptstadt Peking, in der die Behörden ganz besonders alarmiert sind, kam es nach über einem halben Jahr wieder zu lokalen Fällen.