Morgenglosse

Nach der Arbeitsmarktkrise ist vor der Arbeitsmarktkrise

THEMENBILD: ARBEITSMARKTSERVICE AMS / ARBEITSLOSENZAHLEN /ARBEITSLOSE
THEMENBILD: ARBEITSMARKTSERVICE AMS / ARBEITSLOSENZAHLEN /ARBEITSLOSEAPA/HERBERT PFARRHOFER
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Die Arbeitslosigkeit ist fast auf das Niveau vor Ausbruch der Corona-Pandemie gefallen. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: In Zukunft werden immer mehr Menschen fehlen, die die offenen Jobs erledigen können. Auch wegen Corona.

Es sind wirklich erfreuliche Zahlen, die das AMS am Montag vorgelegt hat. Die Arbeitslosigkeit ist aufgrund des Erholungsbooms der heimischen Wirtschaft weiter gesunken und liegt nun nur mehr um 19.000 Personen über dem Niveau von 2019 – einem Jahr der Hochkonjunktur wohlgemerkt. Etwas verfälscht wird das Bild zwar noch durch die Kurzarbeit, zu der zuletzt immer noch 300.000 Menschen angemeldet waren. Aber auch diese wurde in der Realität dann von nur etwas mehr als der Hälfte wirklich gebraucht. Und die Tendenz ist hierbei fallend.

Die Freude über die gesunkene Arbeitslosigkeit wird jedoch getrübt. Denn die Probleme am Arbeitsmarkt sind damit alles andere als vorbei. Schließlich steigt die Zahl der offenen Stellen konstant an. Zum Stichtag Ende Juli waren hierzulande 113.000 Jobs verfügbar – um 30.000 mehr als zu Zeiten der Hochkonjunktur vor zwei Jahren. Und hier ist die Tendenz weiter steigend.

Denn in den Firmen macht sich schon langsam bemerkbar, dass die Generation der Baby-Boomer langsam in Pension geht. Und es werde zunehmend schwieriger, für deren Jobs Nachfolger zu finden, heißt es von heimischen Unternehmern. Das betreffe nicht mehr nur technische Fachkräfte – sondern auch klassische „Bürojobs“ wie Buchhalterinnen oder Lohnverrechner.

Der Mismatch am Arbeitsmarkt wird also von Tag zu Tag augenscheinlicher. Auf der einen Seite 344.000 Menschen, die einen Job suchen. Und auf der anderen Seite über 100.000 Jobs, die nicht besetzt werden können, weil den Arbeitslosen die Fähigkeiten dafür fehlen. Denn nach wie vor ist Bildung der entscheidende Hebel, wenn es darum geht Arbeitslosigkeit zu vermeiden. Beinahe die Hälfte aller Arbeitslosen hierzulande hat nur Pflichtschulausbildung. Der Bildungserfolg von heute entscheidet also über die Arbeitslosigkeit von morgen.

Ruft man sich in diesem Zusammenhang die Warnungen von Lehrern und Direktoren in Erinnerung, die davon berichteten, wie sehr vor allem Kinder aus bildungsfernen Schichten unter den Schul-Lockdowns gelitten haben, sollten für die heimische Politik die Alarmsirenen schrillen und es muss alles Mögliche getan werden, damit das dritte Corona-Schuljahr so normal wie möglich ablaufen kann. Sonst haben wir vielleicht erst die erste Welle der Corona-Arbeitsmarktkrise hinter uns.

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