Ukraine

Belarussischer Aktivist Schischow tot in Kiew aufgefunden

Witaly Schischow wurde in einem Park in Kiew gefunden.
Witaly Schischow wurde in einem Park in Kiew gefunden.(c) REUTERS (GLEB GARANICH)
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Schischow, der sich in der Ukraine um vor dem Lukaschenko-Regime geflüchtete Landsleute gekümmert hat, war nach einer Joggingrunde am Montag nicht zurückgekehrt. Die ukrainische Polizei hat Mordermittlungen aufgenommen.

Einen Tag nach seinem plötzlichen Verschwinden in Kiew ist der belarussische Aktivist Witaly Schischow erhängt in einem Park in der ukrainischen Hauptstadt aufgefunden worden, nicht weit entfernt von seinem Wohnort. Die Polizei leitete nach eigenen Angaben ein Ermittlungsverfahren ein. Dabei werde neben anderen Möglichkeiten auch dem Verdacht nachgegangen, dass es sich um einen als Suizid getarnten Mord handeln könnte.

Schischow hatte von Kiew aus die Organisation "Belarussisches Haus der Ukraine" im Messengerdienst Telegram geleitet und war nach einer Joggingrunde am Montag nicht zurückgekehrt. Er wurde daraufhin von einer ihm nahestehenden Person als vermisst gemeldet. Zuvor hatte Schischow Medienberichten zufolge darüber geklagt, sich verfolgt zu fühlen.

Witaly Schischow
Witaly Schischow(c) APA/AFP/Facebook page of Vitaly Shishov/HANDOUT (HANDOUT)

Das österreichische Außenministerium ließ auf Twitter wissen: "Wir sind zutiefst erschüttert über die Nachricht vom Tod des belarussischen Aktivisten Vitaly #Shishov. Unsere Gedanken sind bei seinen Angehörigen. Österreich fordert eine gründliche und transparente Untersuchung der Umstände, die zu seinem Tod führten."

Eine Sprecherin der EU-Kommission verwies am Dienstag auf die Untersuchungen der ukrainischen Behörden. Man hoffe, dass man dann "den Grund für diesen sehr unglücklichen Tod erfahren" werde, sagte die Sprecherin.

Viele Exil-Belarussen in Polen, Litauen und der Ukraine

Viele Belarussen fliehen angesichts von Repression in ihrem Heimatland in die benachbarte Ukraine, nach Polen oder Litauen. Der seit fast drei Jahrzehnten regierende belarussische Präsident Alexander Lukaschenko war vor einem Jahr trotz massiver Betrugsvorwürfe zum Sieger der Präsidentschaftswahl erklärt worden. Die Opposition geht von Wahlbetrug aus.

Monatelang anhaltende historische Massenproteste in Belarus (Weißrussland) wurden infolge mit einem massiven Einsatz von Sicherheitskräften niedergeschlagen. Hunderte Menschen wurden verhaftet.

Lukaschenko geht auch im Ausland gegen Oppositionelle vor. Der Präsident ließ Ende Mai mit einem Kampfflugzeug eine Ryanair-Passagiermaschine beim Überflug von Athen nach Vilnius über Belarus abfangen und nach der erzwungenen Landung in Minsk einen bekannten Oppositionellen und dessen Freundin festnehmen. Westliche Staaten haben deshalb Sanktionen gegen die Regierung in Minsk erlassen.

In den vergangenen Tagen hatte der Fall der belarussischen Olympia-Athletin Kristina Timanowskaja international für Aufsehen gesorgt. Timanowskaja sollte nach kritischen Äußerungen über Sportfunktionäre ihres autoritär geführten Heimatlandes mutmaßlich aus Tokio entführt werden. Mittlerweile steht die 24-Jährige unter dem Schutz der japanischen Polizei und soll demnächst nach Polen ausreisen.

(APA/AFP)

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