Frenetischer Jubel für Teodor Currentzis mit seinem „musicAeterna"-Orchester und Mozarts letzten beiden Symphonien.
Konrad Adenauer soll einmal zu einem Journalisten gesagt haben: „Ich gebe ihnen 50 Prozent gelogen, dann verdienen Sie noch was am Dementi.“ In gewisser Weise trifft das auch auf Teodor Currentzis zu, der im Windschatten seiner heftig diskutierten „Don Giovanni“-Interpretation nun mit seinem „musicAeterna“-Orchester ein Mozartprogramm brachte. Mit dem „Übertreibungskünstler“ Currentzis nämlich – ein auch an dieser Stelle schon bemühter, ursprünglich auf Nikolaus Harnoncourt gemünzter Beiname – war es diesmal gar nicht so weit her.
Wer sich daran erinnert, wie Constantinos Carydis in einer Mozartmatinee im Festspielsommer 2017 die große g-Moll-Symphonie exekutiert hat, dem musste sein berühmterer Landsmann am Dirigentenpult nun geradezu zahm und brav erscheinen: Sonderlich weit aus den üblichen Fahrwassern der Aufführungspraxis mit alten Instrumenten hat sich Currentzis nicht hinausgewagt bei seiner Deutung der letzten beiden Symphonien. Inmitten rasanter, aber nicht absurder Gangart in den Ecksätzen, ein paar dem Barock abgelauschten Spielmanieren und der Freude an geräuschhaft knatternden tiefen Streichern bei Trommelbässen und raschen Läufen blieben die exzentrischen Sichtweisen betont spärlich.