Der Psychiater Georg Psota im Interview über die Folgen der Pandemie. Er spricht von nie gesehenen Zahlen bei den Kontaktaufnahmen von Angeboten der Krisenintervention.
Die Presse: Wir haben im Lauf der Pandemie öfter über den psychischen Zustand der Menschen, die Folgen der Lockdowns, gesprochen. Zuletzt, im Jänner, meinten Sie, es könnte sein, die kollektive Depressivität könnte einer kollektiven Euphorie weichen, wenn ein Ende der Pandemie in Sicht gerät. Wie bewerten Sie die Situation denn aktuell?
Georg Psota: Ich muss sagen, ich sehe kein Ende in Reichweite, davon sind wir eher noch ein ordentliches Stück entfernt. Eine kollektive Depressivität sehe ich derzeit aber nicht, eher eine kollektive Verleugnung, eine Verdrängung. Zumindest war das in den vergangenen Wochen zu sehen, aber ich fürchte, wir werden bald eines Besseren belehrt. Ich befürchte einen neuerlichen Anstieg der Zahlen, daher müssen wir weiterhin achtsam sein und unbedingt testen, testen, testen. Was aber das alles mit der Psyche macht? Da sind Prognosen schwierig. Wenn es überhaupt so etwas wie eine kollektive Psyche gibt, kann man sagen, dass der Zustand extrem volatil ist.