Ist eine dritte Impfung nötig? Wien und Brüssel überlegen

Wird es eine dritte Impfung geben?
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Die Bundesländer drängen auf Klarheit. Wien befindet sich derweil bereits in der Planungsphase - vieles ist jedoch noch unklar.

Wie in einigen europäischen Ländern wird derzeit auch in Österreich darüber diskutiert, wann und ob Drittimpfungen verabreicht werden sollen. Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP), derzeit auch Vorsitzender der Landeshauptleutekonferenz, fordert in einer Aussendung diesbezüglich nun Klarheit vom Bund. Denn: Konkret ist noch nichts.

Nachdem Israel als erstes Land weltweit mit dem Verabreichen von dritten Dosen, zunächst für Menschen ab 60 Jahren, begonnen hat, zieht nun auch Deutschland nach: Für September wurden die ersten Auffrischungsimpfungen für Risikogruppen angekündigt. Die EU-Kommission wartet hingegen weiter ab. Laut Platter sei es an der Zeit, auch in Österreich noch offene Fragen zu klären.

Dies betrifft etwa den Punkt, zu welchem Zeitpunkt und für welche Personengruppen eine Auffrischung notwendig ist. Laut Medienberichten plant man in Österreich, im Herbst mit den Drittimpfungen in Pflegeheimen zu beginnen. Denn in diesen wurde im Winter mit der Corona-Impfaktion gestartet. Platter merkt diesbezüglich an, dass die Immunisierung in dieser Gruppe bereits acht Monate zurückliege. Empfohlen wird derzeit lediglich, die Drittimpfung rund neun Monate nach der Zweitimpfung durchzuführen.

„Infrastruktur auf jeden Fall gegeben“

Dass man noch auf Anweisungen und Empfehlungen für die dritte Impfrunde wartet, bestätigt auch Norbert Schnurrer, Mediensprecher des Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ). Wie bei den Impfstoffen sei auch die Frage nach dem dritten Stich abhängig von den Empfehlungen des nationalen Impfgremiums. Aber: Die Infrastruktur sei in jedem Fall gegeben, so Schnurrer. „Wir haben inzwischen eine gewisse Erfahrung mit Massenimpfungen. Wird die dritte Impfung empfohlen, werden wir das auch durchführen können. Da kann man sich drauf verlassen“.

Wie viele Impfdosen für die dritte Runde bereitgestellt werden, bleibt ebenfalls noch offen – jedenfalls „so viele wie notwendig“, sagt Schnurrer. Die Stadt Wien befinde sich derzeit in der Planungsphase für den Herbst. Zur Impfbereitschaft bei der dritten Impfung könne man ebenfalls noch keine fundierten Angaben machen, man gehe aber davon aus, dass sie ähnlich wie bei der ersten Dosis gegeben sein wird, so Schnurrer.

Dritte Dosis schon jetzt in Ausnahmen möglich

Tatsächlich besteht bereits jetzt die Möglichkeit, eine dritte Impfdosis zu erhalten. Und zwar für jene, die keine oder nicht ausreichend Antikörper gebildet haben. In einer Studie an der Medizinischen Universität Wien wurde erst kürzlich aufgezeigt, dass auch Patienten mit abgeschwächtem Immunsystem durch immunsuppressive Therapien eine solide Immunabwehr ausbilden. Für jene, die keine Antikörper in sich tragen, kann allerdings eine dritte Impfung notwendig sein, um bestmöglich gegen das Virus geschützt zu sein.

Am Dienstag meldete sich die EU-Kommission in der Diskussion um Drittimpfungen aus Brüssel zu Wort – wenn auch zurückhaltend. Man wolle die Situation noch beobachten, zudem erwarte man auf den „Rat“ der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA, so eine Kommissionssprecherin am Dienstag.

Auf den Mehrbedarf an Impfdosen für die dritte Runde sei man allerdings in jedem Fall vorbereitet. Man hätte bereits gewusst, dass Bedarf an Auffrischungsimpfungen bestehen könnte, weshalb ein dritter Vertrag mit Biontech/Pfizer unterzeichnet wurde. Zu Berichten über Preiserhöhungen der Impfstoffe Biontech/Pfizer und Moderna wurde kein Kommentar abgegeben. Der Preis der Vakzine sei nur ein Aspekt in den Verhandlungen, heißt es aus Brüssel.

Deutschland legt vor

Zuletzt hat die Debatte auch in Deutschland Fahrt aufgenommen. Bei einem Treffen der Gesundheitsminister von Bund und Ländern am Montag wurde Medienberichten zufolge beschlossen, dass man mit den Auffrischungsimpfungen für Risikopatienten im September starten werde. Die Auffrischungen werden mit den mRNA-Impfstoffen Biontech/Pfizer und Moderna erfolgen. In Gesundheitseinrichtungen sollen mobile Teams zum Einsatz kommen. Das Nachbarland setzt diesbezüglich im europäischen Vergleich einen beispielgebenden Impuls.

Einen solchen wünscht sich nun auch der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter. Er fordert eine rasche Stellungnahme des Bundes in dieser Frage. So sollen sich Gemeinden und Bundesländer entsprechend auf weitere Impfaktionen vorbereiten können. Seit dem Dezember 2020 wurden in Österreich rund 9,75 Mio. Dosen verabreicht.

(mai/red)

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