Corona-Impfungen

„Zu niedrige Durchimpfungsrate“: Zeitlinger fürchtet "düsteren" Herbst

60 Prozent mit einer Erstimpfung seien zu wenig
60 Prozent mit einer Erstimpfung seien zu wenigAPA/HELMUT FOHRINGER
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Dass nun die Dynamik bei den Covid-19-Impfungen stark abnimmt sei "furchtbar", so der Internist, der befürchtet, dass im Herbst nicht nur ungeimpfte Personen unter der Covid-19-Situation leiden werden.

Angesichts eines im Vergleich zum vergangenen Sommer deutlich höheren Infektionsgeschehen blickt der Vorstand der Universitätsklinik für klinische Pharmakologie der Medizin-Uni Wien, Markus Zeitlinger, "düster" in Richtung Herbst. Dass nun die Dynamik bei den Covid-19-Impfungen stark abnimmt sei "furchtbar", so der Internist, der befürchtet, dass im Herbst nicht nur ungeimpfte Personen unter der Covid-19-Situation leiden werden.

Mit Blick auf die nun stockende Impfkampagne ernte man nun offenbar "die Zweifel, die von bestimmten politischen und pseudowissenschaftlichen Lagern, gesät wurden". Die Impfung sei "effektiv", auch wenn mit einer sehr niedrigen Zahl an Impfdurchbrüchen zu rechnen sei und die ansteckendere Delta-Variante den Impfschutz etwas mindere. "Nichts spricht gegen die Impfung, es kratzen aber bestimmte Mechanismen ein bisschen an der Effektivität", so der Wissenschafter. Umso wichtiger wäre es, "möglichst viele Leute zu impfen".

„Zu niedrige Durchimpfungsrate“

Zumindest eine Erstimpfung haben bis dato rund 60 Prozent der Österreicher erhalten. Modellrechnungen würden aber leider nahe legen, "dass wir eine zu niedrige Durchimpfungsrate haben". Gleichzeitig liegen die Infektionszahlen aktuell über jenen im Sommer 2020. "Das macht es gefährlicher, weil wir schneller auf einem unangenehmen Level sind, was Spitalsauslastungen betrifft. Hier muss man darauf gefasst sein, das noch genauer im Auge zu behalten", und dann gegebenenfalls mit Eindämmungsmaßnahmen gegensteuern.

Es sei klar, dass das SARS-CoV-2-Virus im Herbst und Winter zum überwiegenden Teil in der ungeimpften Bevölkerung zirkulieren wird. "Zu rund 95 Prozent werden Spitalsbetten wohl von Ungeimpften belegt sein", so der Experte. Es sei aber bedauerlich, dass in einer weiteren Welle leider auch Menschen, die alles getan haben, um sich zu schützen, zum Handkuss kommen. "Das ist gesellschaftspolitisch schon ein gewisser Sprengstoff, weil wir immer mehr die Teilung spüren zwischen sehr besorgten Menschen und Menschen, die sagen, dass die Erkrankung und die Impfung nur Betrug und ein Hirngespinst seien."

Aufklärung und Impfangebote

Um Leute zu motivieren, brauche es weiter Aufklärung und niederschwellige Impfangebote, wie sie jetzt auch schon etwa mittels Impfbussen realisiert werden. Beim Schaffen von Anreizen, sich doch impfen zu lassen, gebe es noch "Luft nach oben". So könnte man Orte, deren Besuch mit einem gewissen Risiko verbunden ist, etwa Fitnessstudios, nur noch für Geimpfte zugänglich machen, meinte Zeitlinger.

Über mehr oder weniger starke Zwangsmaßnahmen werde aktuell sicher viel nachgedacht, so etwa bei der Impfung als Voraussetzung zum Eintritt in den öffentlichen Dienst. Zeitlinger fordert rasch eine bundesweit einheitliche Lösung zum Beispiel bei Pädagogen. "Da muss man einfach priorisieren und diese Gesetze machen. Das muss man beschleunigen können."

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(APA)

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