ORF-Bewerber Weißmann: "FM4 verfehlt seine Mission"

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Frittenbude in Concert PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY 1057304673(c) imago/CHROMORANGE (imago stock&people)
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Die Pläne der drei aussichtsreichsten Bewerber für den ORF-Chefposten sehen eine Neupositionierung von FM4 vor.

Nicht nur beim Fernsehen haben die drei aussichtsreichsten Kandidaten für den ORF-Generaldirektorenposten teils ähnliche Vorstellungen, auch beim Radio gibt es einige Parallelen in den Bewerbungskonzepten: FM4 soll strategisch neu ausgerichtet werden. Darin sind sich der amtierende Generaldirektor Alexander Wrabetz, ORF-Vizefinanzdirektor Roland Weißmann und ORF 1-Channelmanagerin Lisa Totzauer einig.

Am deutlichsten wird Weißmann in seinem Konzept: "In seiner Ausrichtung als Jugendradio verfehlt FM4 sein Mission Statement und ist in der erreichten Zielgruppe zu spitz positioniert", meint der ORF-Vizefinanzdirektor. Es gelte, FM4 nach 25 Jahren neu zu denken und mit der Entwicklung des ORF-Players und einer neuen Social-Media-Strategie zu synchronisieren. Die Zielgruppen von FM4 und Ö1 seien zu ähnlich.

Auch Wrabetz findet, FM4 habe eine neue Strategie nötig: Diese solle noch stärker auf eine Verbindung des Radiosenders mit neuen digitalen Angeboten abzielen. DDurchschnittsalter der Hörerschaft liege zu nahe bei Ö3, schreibt wiederum Totzauer, die findet: Der Radiosender werde seinem Anspruch als Jugendradio nicht gerecht. Sie sieht übrigens keine eigene Radiodirektion mehr vr.

Zufriedener mit Ö3

Hinsichtlich Ö3 sind die Bewerber und Bewerberinnen zufriedener. Der reichweitenstärkste Radiosender des Landes orientiere sich professionell an den Bedürfnissen des Publikums und erfülle gerade durch diese Haltung den öffentlich-rechtlichen Kernauftrag vorbildlich, meint Totzauer.

Wrabetz will die "starke Position" der Radioflotte absichern und in ihrem vollen Umfang erhalten. Er sieht eine bessere Abstimmung von Ö3 mit den ORF-Regionalradios gefordert, da diese sich stellenweise in Konkurrenz befänden. Praktisch ident bewertet Weißmann, der wie Wrabetz eine Radio- bzw. Audiodirektion vorsieht, die Lage von Ö3: Eine präzisere Positionierung und Abstimmung mit den Regionalradios sei angebracht.

Weißmann will Regionalradios ausbauen

Die ORF-Regionalradios will Weißmann ausbauen, da sie "für ihre Zielgruppen aufgrund ihrer regionalen Verbundenheit essenzielle Bezugspunkte" seien. Zudem hat er vor, neue Distributionswege für sie zu gestalten. Wrabetz plant die "regionale Ansprache" der Sender weiter zu optimieren und sie verstärkt auf digitalen Ausspielwegen zur zeitunabhängigen Nutzung zur Verfügung stellen. Totzauer sieht sie als "wichtiger Identitätsträger für die österreichische Bevölkerung" und als mögliche Programmalternative für junges Publikum.

Modernisierungsschub für Ö1?

"Ö1 hat in manchen seiner Sendungen von seiner Ansprache und Aufmachung her einen Modernisierungsschub nötig, um mit jüngeren Zielgruppen auf Augenhöhe zu sein und auch diese verstärkt an den Sender zu binden", schreibt die ORF 1-Channelmanagerin. Zudem müsse der Radiosender seine "Schatzkiste" öffnen und Inhalte auch für das On-Demand-Angebot neu aufbereiten.

Wrabetz bezeichnet Ö1 in seinem Konzept als erfolgreichsten Kultursender Europas, der auch auf zeitunabhängig genutzten, digitalen Ausspielwegen eine starke Marke sei. Damit bringe der Sender gute Voraussetzungen mit, seinen digitalen Fußabdruck weiter zu vergrößern. Weißmann ist nicht ganz so überzeugt: Für Ö1 müsse in Zukunft "das non-lineare Angebot und die passende Distribution entwickelt werden".

Die Bewerber im TV

Der Nachrichtensender Puls 24 veranstaltet am Freitag um 20.00 Uhr eine Diskussionsrunde: Für die "Puls 24 Elefantenrunde: Wer wird ORF-Chef:in?" haben Wrabetz, Weißmann, Totzauer und ORF-Technik-Vizedirektor Thomas Prantner ihr Kommen zugesagt.

Die Moderation übernehmen Gundula Geiginger ("Pro und Contra") sowie der Geschäftsführer der ProSiebenSat.1Puls4-Gruppe Markus Breitenecker. Der Privatsendermanager selbst wurde im Vorfeld der Generaldirektorenwahl auch als potenzieller Bewerber für den ORF-Chefsessel gehandelt und galt lange Zeit als einer der härtesten ORF-Kritiker. Er setzte sich unter anderem für Beschränkungen des öffentlich-rechtlichen Medienunternehmens ein. Mittlerweile drängt er aber auf Kooperation.

Im Anschluss an die Diskussion um 21,00 Uhr ist eine Analyse geplant. Dabei begrüßt Puls 24-Anchor Thomas Mohr unter anderen Corinna Drumm, Geschäftsführerin des Verbands Österreichischer Privatsender (VÖP), Harald Fidler, Medienredakteur des "Standard", sowie den Medienberater Peter Plaikner.

Die Bewerber für den ORF-Chefsessel haben in den nächsten Tagen viel vor. Abseits der Puls 24-Diskussionsrunde stehen morgen, Donnerstag, eine vom Zentralbetriebsrat veranstaltete ORF-interne Präsentation sowie eine öffentliche Präsentation im Zuge eines "Neos Lab Talk" an. Am Montag präsentieren sie sich zudem dem ORF III-Publikum.

(APA)

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