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Galerien in Salzburg: Des Sommers feine Beute

(c) ULRICH GHEZZI/Ropac/Bildrecht/
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Salzburger Galerien. Überraschende Bezüge tun sich heuer zwischen manchen Sommer-Ausstellungen auf. Zum Beispiel: von Duchamps Flaschentrockner zum Galerie-Shop.

Vor über 100 Jahren, 1914, ging Marcel Duchamp in Paris ins Kaufhaus Bazar de l'Hôtel-de-Ville. Und orderte – Merci, Mademoiselle – einen Flaschentrockner. Das erste reine Readymade der Kunstgeschichte war erstanden, die Faust aufs bürgerliche Auge, das in Kunst nur Schönheit sucht. Heute führen einen dieselben Augen in Salzburgs Getreidegasse, ins ehemalige Modegeschäft Hallhuber. Statt Kaschmirpullover liegen jetzt Aluguss-Blümchen von Thomas Stimm in den schicken Glasregalen. Gibt es in verschiedenen Größen. Oder darf es ein Brandl in XL sein? Gibt es auch von Scheibl. Oder Hollegha.

Der Grazer Kunsthandel Reinisch hat sich im Festspielsommer in diesem Umfeld eingemietet. Die zwei Stockwerke lassen aus einer Pop-up- eine Top-up-Galerie werden; oder bezieht sich die Bezeichnung auf den übergeordneten Titel „Masterpieces“? Es finden sich keine, aber zumindest ihre Urheber sind großteils „Masters“ – von Brandl und Scheibl bis Fritz Panzer, dessen Draht-Plattenspieler am Stiegenaufgang befestigt wurde, und Franz West, von dem ein „Paßstück“ angeboten wird, einst ein Geschenk des Künstlers an einen Kurator des Steirischen Herbsts (liest man). Und Arnulf Rainers zuletzt in die Schlagzeilen geratene übermalte Erotikfotos. Shop till you drop.
Warhol natürlich, aber auch Duchamp selbst haben Schaufenster gestaltet. Als künstlerischer Akt heute längst auch ein müder – da müsste schon Amazon.com gekapert werden. Als wirtschaftlicher Akt bleibt es dagegen ein zeitloser Schrecken. Es kostet vor allem die Kunst etwas.

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