Morgenglosse

Die Impf-Falle

APA/ROLAND SCHLAGER
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Sollen Corona-Impf-Verweigerer künftig für PCR-Tests selbst bezahlen müssen? Klingt nicht unvernünftig - zunächst.

Zuerst waren es die vorher unbekannten Phänomene wie Impfneid und Impfdrängler, die uns beschäftigt haben. Alles in Folge des von vielen (nicht von allen, wie sich sehr bald herausstellen sollte) so sehr ersehnten Impfdurchbruchs. Also des wissenschaftlichen Durchbruchs beim Entziffern des Corona-Virus, beim Finden und schließlich Massen-Produzierens von Impfstoffen.

Impfdurchbruch in diesem Sinn war gestern – das Wort wird mittlerweile in der öffentlichen Debatte genau mit jener Bedeutung versehen und so gebraucht, wie es Virologen und Epidemiologen, Mediziner generell schon immer taten: Erkrankung trotz vorhergehender vermeintlicher Immunisierung durch Impfung(en). Erst am Mittwoch hat die Veröffentlichung einer offiziellen Zahl für gewisses Aufsehen gesorgt. Genau 1656 Fälle eines derartigen Impfdurchbruchs mussten bisher demnach in Österreich registriert werden. Das heißt, bei 1656 Personen wurde eine Infektion mit dem Virus Sars-CoV-2 diagnostiziert, obwohl sie bereits voll geimpft und nach dem letzten Ansetzen der Nadel drei Wochen verstrichen waren.

Mit Tricks zum Impfen verführt

Das klingt nach ziemlich viel, sicher. Aber nur zum Vergleich, der eine Einordnung dieser Zahl auch ohne allzu große mathematische Kenntnisse relativ leicht möglich macht: Derzeit sind mehr als vier Millionen Menschen in Österreich voll geimpft – und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nach allen vorliegenden Daten daher geschützt.

Es ist daher verständlich, dass Politiker und Wissenschaftler nichts unversucht lassen, möglichst viele zum Impfen zu bewegen. Mit Bitten, Appellen und allerlei Tricks, wie dem Einsatz von Impf-Booten und Impf-Bussen neuerdings in Wien. Why not?!

Ein wenig kritischer könnte es werden, wenn sich verhohlen und unverhohlen Drohungen einzuschleichen beginnen. Die Kosten für die bei immer mehr Aktivitäten obligatorisch verlangten PCR-Tests von unbelehrbaren Impf-Verweigerern sollte nicht mehr länger die Allgemeinheit tragen, heißt es da. Auch in Deutschland gibt es ganz ähnliche Überlegungen.

Mit Drohungen zum Impfen gedrängt

Ob sich durch diese Art von Druck tatsächlich jene Bevölkerungsgruppe, die Impfen kritisch bis ablehnend gegenüber steht, zu einem Umdenken bewegt werden kann, muss bezweifelt werden. Die Strategie ohne Fantasie könnte sich zu einer Art Impf-Falle entwickeln, einer Polarisierung und weiteren Radikalisierung Vorschub leisten. Das ist so ziemlich das Gegenteil von dem, was die Gesellschaft in dieser ohnedies schon ver-rückten Zeit benötigt.   

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