Ökonomen-Zwist: "Du streitest nicht nur mit mir, Paul"

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oekonomenZwist streitest nicht Paul(c) Reuters (Jonathan Ernst) / EPA (Cezaro de Luca)
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Bereits 2009 lagen sich die beiden renommierten Ökonomen Niall Ferguson und Paul Krugman in den Haaren. Damals sprachen sie sich gegenseitig jegliche Kompetenz ab. Nun geraten sie erneut aneinander.

Das World Knowledge Forum im südkoreanischen Seoul gilt als das Davos (Anm.: Weltwirtschaftsforum im Schweizer Ort Davos) Asiens. Dort trifft sich die Wirtschaftselite, um einen Blick in die Zukunft zu wagen. Am Mittwoch wurde es Plattform eines Streits zweier Star-Ökonomen, die eine alte Fehde wieder aufnahmen, wie die Finanz-Nachrichtenagentur "Bloomberg" berichtet. Die Kontrahenten sind niemand geringerer als der amerikanische Wirtschafts-Nobelpreisträger Paul Krugman und der britische Finanzhistoriker Niall Ferguson.

Das Duell der Ökonomen

"Das Risiko ist, dass die Fiskalpolitik an einem bestimmten Punkt in den Augen der Investoren ihre Glaubwürdigkeit verliert", sagte Ferguson, der vor den Gefahren einer Schuldenspirale in den USA warnt. "Dann findet man sich sehr schnell in einer Schuldenspirale steigender Zinsen, sich ausweitender Defizite und zerbröckelnder Glaubwürdigkeit und noch mehr steigender Zinsraten wieder".

Das konnte Krugman, der sich für eine zweite Runde von Konjunkturpaketen ausspricht, nicht so stehen lassen. Seiner Meinung nach haben die milliardenschweren Konjunkturpakete langfristig keine Folgen: "Tatsächlich haben wir noch keine bedeutende Ausweitung der Fiskalpolitik vorgenommen. Der Stimulus macht im Augenblick fast keinen Unterschied".

"Du streitest nicht nur mit mir, Paul"

Die Antwort von Ferguson ließ nicht auf sich warten. Die USA würden riskieren, das Vertrauen der Investoren zu verlieren, wenn sie durch höhere Ausgaben ihre schwache Position weiter verschärfen. Die Schuldensituation der USA sei schlimmer als die von Griechenland, fügte er hinzu. Krugman tat diesen Kommentar ab und sagte, es gebe am Markt keine Indizien dafür, dass Anleihenbesitzer aus ihren Papieren fliehen würden. Ferguson konterte trocken: "Die Märkte sind schön bis sie nicht mehr schön sind".

"Seit unsere Debatte vor über einem Jahr begonnen hat, sind es die Chinesen, die durchwegs mit mir übereinstimmen. Sie sagen, dass sie den Kurs der US-Fiskal- und Geldpolitik als gefährlich betrachten", setzte Ferguson fort. "Es bin also nicht nur ich, mit dem du streitest, Paul, tatsächlich ist es die chinesische Regierung".

Krugman und seine vielen Ökonomen-Feinde

Krugman hat sich in der Zunft der Ökonomen in der Vergangenheit schon einige Feinde gemacht. Im Jänner 2009 schrieb er von einem "dunklen Zeitalter der Makroökonomie". Der Princeton-Professor attackierte die "neoklassischen Puristen" der Universitäten im Landesinneren. Gemeint waren damit unter anderem die Wirtschafts-Nobelpreisträger Robert Lucas und Edward Prescott.

Gregory Mankiw, den ökonomischen Chefberater von US-Präsident George W. Bush bezeichnete er laut "Tagesanzeiger" als "entweder ignorant oder ganz einfach hinterlistig". Mankiw bezeichnete Krugman wiederum als "Schiedsrichter der Ignoranz.

Öffentliches Duell über US-Defizit

Krugman und Ferguson lieferten sich bereits 2009 ein öffentliches Duell darüber, ob die hohen Haushaltsdefizite in den USA die langfristigen Zinsen nach oben treiben und somit den wirtschaftlichen Aufschwung gefährden, wie das "Handelsblatt" damals berichtete. Während Ferguson einen historischen Zusammenhang zwischen hohen Staatsdefiziten und steigenden Inflationsängsten erkannte, sah Krugman in den steigenden Zinsen ein Zeichen der Normalisierung auf den Kreditmärkten.

Der Tonfall ist bei der "Schlammschlacht der Professoren", wie es die "Süddeutsche Zeitung" nannte,  wenig zurückhaltend. Ferguson sei ein "Wichtigtuer", schrieb Krugman. Krugman leide unter "verbalem Durchfall", antwortete Ferguson.

"Krugman folgt blind den Lehren von Keynes"

Über Ferguson schrieb Krugman im vorigen Jahr, dieser habe sich nicht die Mühe gemacht, die Grundlagen der Ökonomie zu verstehen. Schon damals konterte Ferguson. "Die heutigen Keynesianer haben nichts gelernt", mäkelte er. Es sei deprimierend, dass diese Ökonomen - Krugman gilt als führender Keynesianer - die Entwicklung der Wissenschaft seit den 70er- und 80er-Jahren verpasst hätten, sagte Ferguson laut "Tagesanzeiger".

In einem Kommentar in der "Frankfurter Rundschau" zitierte Ferguson im Juni 2009 Keynes, der selbst gesagt habe, dass "jeder noch so pragmatisch denkende Geschäftsmann letztendlich doch blind den Lehren eines längst verstorbenen Wirtschaftswissenschaftlers folgt". Heute seien es die Professoren für Volkswirtschaft, die blind seinen Lehren folgen, lautete der bissige Schluss von Ferguson.

(phu)

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