Kolumne „Führungsfehler“. So wie der Vater wolle er nicht werden, proklamierte der Sohn am Abendtisch, als der Vater mal wieder dringend ans Telefon musste.
Es war der Konzern dran, wie immer. Ständig war der Vater mit dem Kopf in der Arbeit. Ständig unter Strom. Wo bleibt da die Work-Life-Balance?
Für ihn, den Sohn, kommt das nicht in Frage. 20 Stunden arbeiten, maximal. Den Rest… mal schauen. Vielleicht etwas Soziales. Vielleicht auch nicht. Jedenfalls etwas mit seinem Leben anfangen. Etwas davon haben. Es gibt so viel zu tun.
Was denn?, fragt die Mutter.
Vielleicht etwas mit Menschen, meint der Sohn nach kurzem Zögern. Vielleicht auch nicht. Den Planeten retten. Aber erst reisen. Oder studieren.
Was denn?, fragt die Mutter.
Keine Ahnung. Er ist ja erst 15, da will er sich nicht festlegen.
Der Vater kommt zurück. Papa, fragt der Sohn, in meiner Klasse gehen zwei auf Auslandssemester nach Montana. Kann ich mit?
Weißt du, was das kostet?, fragt der Vater.
Egal, antwortet der Sohn. Du hast es ja.
Die Mutter schweigt.
Diese Kolumne startete im Jänner 2015 mit dem Anspruch, die lustigen, traurigen, zum Kopfschütteln anregenden, manchmal auch tragischen Varianten von Führungsfehlern abzubilden. Die finden sich überall: im gigantischen Konzern genauso wie in der Kleinfamilie.
Wenn Sie einen Führungsfehler loswerden wollen, schreiben Sie an: andrea.lehky@diepresse.com
Ähnlichkeiten mit realen Personen und Organisationen sind zufällig und nicht beabsichtigt.