Gastro & Hotellerie

Tourismus: Wer die Sommersaison rettet

Urlaub in Österreich
Urlaub in Österreich Getty Images (Alex Grimm)
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Deutsche und österreichische Gäste verhindern einen Katastrophen-Sommer. Trotz geringer Auslastung und fehlenden Arbeitskräften ist die Branche optimistisch. Die Preise werden künftig aber steigen.

Gastronomie und Hotellerie wurden von der Coronakrise besonders stark gebeutelt. Trotz der seit Wochen niedrigen Inzidenzen nimmt der Tourismus auch diesen Sommer nicht so recht Fahrt auf. Das liegt vor allem am Ausbleiben internationaler Gäste – die unmittelbaren Nachbarländer ausgenommen.

Die Gesamtauslastung liege im Sommer bei gerade einmal 50 Prozent im Vergleich zum Vorkrisensommer, zieht Susanne Kraus-Winkler, Obfrau des WKÖ-Fachverbands Hotellerie, am Donnerstag eine ernüchternde Bilanz. Zwar verzeichneten die heimischen Touristiker im Juni knapp 7,5 Millionen Nächtigungen – ein Plus von 42,5 Prozent gegenüber dem Vorjahres-Juni –, die Zahlen seien aber nur bedingt aussagekräftig, warnt Kraus-Winkler vor voreiligem Optimismus.

Trotzdem sind laut einer am Donnerstag präsentierten Market-Umfrage zwei Drittel der heimischen Tourismusbetriebe mit dem Verlauf der bisherigen Sommersaison zufrieden. Regional gibt es dabei große Unterschiede. Während Südösterreich vom heißen, wenngleich unbeständigen Wetter profitiert, hinkt der Optimismus der ost- und westösterreichischen Hoteliers hinterher.

Im Städtetourismus bleibt die Stimmung ohnehin gedämpft: Während in Wien der so wichtige Kongresstourismus nur schleppend anläuft, verspüren die Salzburger Touristiker – angetrieben von gut besuchten Festspielen – wieder Aufwind.

20.000 Arbeitskräfte fehlen

Inlandsgäste bleiben weiterhin eine wichtige Stütze für den heimischen Tourismussektor. Mit 3,54 Millionen Nächtigungen von Österreichern liegt dieser Wert im Juni schon fast wieder auf dem Vorkrisenniveau. Dazu kommen knapp drei Millionen Nächtigungen von deutschen Gästen, die vor allem in den westlichen Bundesländern ihren Urlaub verbringen.

Die Branche hat derzeit mit einer akuten Personalnot zu kämpfen. Im Sommer 2019 waren in Gastronomie und Hotellerie gut 230.000 Menschen beschäftigt, aktuell sind es rund 210.000. Den Betrieben fehlen also mehr als 20.000 Arbeitskräfte – vor allem Küchen-, Service- und Hilfskräfte. „Die Mitarbeitersuche ist spürbar schwieriger“, sagte Kraus-Winkler. Etwa fünf Prozent des Personals hätten sich neu orientiert.

Angesichts der zuletzt aufkommenden Kritik, dass die Einhaltung der 3-G-Regel in vielen Betrieben kaum kontrolliert würde, findet Gastro-Sprecher Mario Pulker klare Worte: „Ich warne alle Gastwirte davor, nicht zu kontrollieren.“ Sollten die Corona-Fallzahlen wieder deutlich ansteigen, sei es für die Hotellerie „kein Problem, wenn in Innenräumen wieder die Maskenpflicht gilt“, ergänzt Kraus-Winkler.

Preise werden anziehen

In einem sind sich die Touristiker einig: Es sollte alles getan werden, um neuerliche Lockdowns im Herbst und Winter zu verhindern. „Das würde für einige Betriebe das endgültige Aus bedeuten.“ Die mehrmonatigen Schließungen hätten im vergangenen Jahr ohnehin viele an die Grenzen ihrer wirtschaftlichen Existenz gebracht.

Die Überbrückungsfinanzierung kostete die Branche insgesamt mehr als eine Milliarde Euro, die es nun auszugleichen gilt. Die seit Juli des Vorjahres gültige und eigentlich EU-rechtswidrige Mehrwertsteuer-Senkung auf fünf Prozent sei für Gastronomie und Hotellerie ein wichtiges Instrument, um wieder Liquidität aufzubauen, so die Branchenvertreter.
Pulker fordert, die Steuerbegünstigung, die eigentlich Ende des Jahres auslaufen sollte, noch um ein Jahr zu verlängern. Unabhängig davon werde „an Preissteigerungen kein Weg vorbeiführen“, so Kraus-Winkler.

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