Waldbrände

Feuerstürme und Flächenbrände: Griechenland steht vor harten Tagen

Ein großer Feuerball erhebt sich aus einem Waldbrand im Norden von Athen.
Ein großer Feuerball erhebt sich aus einem Waldbrand im Norden von Athen.REUTERS
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Lagerhallen und Industriebetriebe entlang der zentralen Autobahn nördlich von Athen stehen in Flammen. Mehrere Orte müssen evakuiert werden. Aber auch in der Türkei, in Bulgarien, Italien und am Balkan wüten weiterhin große Feuer.

Die Waldbrände in Griechenland und der Türkei wüten weiter - vor allem die Lage nahe Athen spitzt sich zu. Seit den frühen Morgenstunden fachten starke Westwinde die zahlreichen Feuer in Griechenland am Freitag an. Nördlich der Hauptstadt wurden Menschen mehrerer Ortschaften aufgerufen, die Region zu verlassen. Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis schwor die Bürger auf harte Tage ein.

Am Freitagvormittag entwickelten sich regelrechte Feuerstürme sowie weitere Flächenbrände, wie das griechische Staatsfernsehen berichtete. Entlang der zentralen Autobahn Griechenlands von Athen ins nördliche Thessaloniki seien etliche Lagerhallen und Industriebetriebe in Brand geraten, es komme zu zahlreichen Explosionen.

Die griechische Regierung forderte die Bewohner der Orte Malakasa und Sfendali per Warn-SMS auf, die Gegend zu verlassen. Auch für den weiter nördlich gelegenen Ort Oropos wurde die Evakuierung angekündigt. Die betroffene Region liegt rund 25 Kilometer von der griechischen Hauptstadt entfernt.

Häuser in der griechischen Stadt Afidnes stehen in Flammen.
Häuser in der griechischen Stadt Afidnes stehen in Flammen.APA/AFP/LOUISA GOULIAMAKI

Türkische Mittelmeerküste hart getroffen

In der Türkei wird den zehnten Tag in Folge gegen die schwersten Waldbrände seit Jahren gekämpft. Besonders betroffen sind die süd-und westtürkischen Küstenregionen Antalya, Marmaris, Bodrum und Milas. In Milas verschlangen die Flammen in der Nacht mehrere Viertel, die zuvor evakuiert worden waren. Mindestens acht Menschen kamen in der Türkei schon ums Leben.

Warnung vor Luftverschmutzung

Binnen 24 Stunden gab es in Griechenland landesweit um die 90 neue Waldbrände, wie die Feuerwehr am Morgen twitterte. Selbst Dutzende Kilometer von den Bränden entfernt sehen die Menschen gewaltige gelbe Rauchwolken am Himmel, es riecht verbrannt, Asche regnet vom Himmel. Mindestens 18 Menschen kamen verletzt in Krankenhäuser. Die meisten litten an Atemwegsbeschwerden, sagte der griechische Gesundheitsminister Wassilis Kikilias am Freitag im Staatsfernsehen.

Vor Gefahren wegen der Luftverschmutzung warnte die Chefin der Pneumologischen Klinik des Athener Krankenhauses Sotiria, Nina Gaga. "Gehen Sie nicht aus dem Haus", warnte sie. Normale Schutzmasken gegen Corona helfen nicht. Wer ausgehe, müsse sich mit einer Maske vom Typ P95 und höher schützen, sagte die Ärztin.

Auch auf der Insel Euböa und auf dem Peloponnes wüten die Feuer teils unkontrolliert. Dort mussten die Bewohner der Ortschaft Agia Anna im Nordosten der Insel mit Booten über das Meer in Sicherheit gebracht werden. Auch im Nordwesten brennt es, dort wurden ebenfalls zahlreiche Ortschaften evakuiert.

Verbrannte Wracks in Afidnes.
Verbrannte Wracks in Afidnes.REUTERS

Keine Rede von Kontrolle

Am Morgen sei es zunächst nur darum gegangen, die Ausbreitung der Brände zu verhindern, berichtete die griechische Nachrichtenagentur ANA. Von einer Kontrolle der Flammen könne angesichts der starken Winde vorerst keine Rede sein.

"Wir haben mit Dutzenden Waldbränden zu kämpfen. Drei davon - in Athen, auf dem Peloponnes und auf Euböa - sind von gewaltigem Ausmaß", sagte Mitsotakis am Donnerstagabend bei einer Ansprache im Staatsfernsehen. Er warnte vor einem "noch nie da gewesenen Zustand, weil die vergangenen Tage der Hitze und Trockenheit das Land in ein Pulverfass verwandelt haben". Bis mindestens Montag ist es den Menschen deshalb untersagt, Wälder zu besuchen. Auch sind Arbeiten verboten, die Funken oder Flammen erzeugen könnten.

100.000 Hektar Wald in der Türkei zerstört

Auch in der Türkei kämpfen die Einsatzkräfte weiter gegen die Flammen. Außenminister Mevlüt Cavusoglu, der seinen Wahlkreis in Antalya hat, machte am Donnerstagabend etwas Hoffnung: Der Wind werde am Freitag nachlassen und man hoffe, die Brände dort unter Kontrolle zu bringen. Schätzungen zufolge sind in der Türkei mindestens 100.000 Hektar Wald und Felder den Flammen zum Opfer gefallen. Alleine in Marmaris verbrannte nach Angaben lokaler Behörden eine Fläche von mehr als 16.000 Hektar.

Luftaufnahme in der türkischen Region Mugla.
Luftaufnahme in der türkischen Region Mugla.APA/AFP/YASIN AKGUL

In Bulgarien sind die Waldbrände nach offiziellen Angaben indes unter Kontrolle gebracht worden. Nach Trockenheit und einer tagelangen Hitzewelle brachten Regenfälle in der Nacht zum Freitag Abkühlung und Entspannung in den Brandgebieten.

Brände auch am Balkan

Auch auf dem Balkan haben die Katastrophenschützer am Freitag weiter gegen Waldbrände gekämpft. Zugleich erwarteten die Meteorologen für die gesamte Region in Kürze eine regnerische Kaltfront, die die Brandgefahr vermindern dürfte. Aktive Brände gibt es demnach in Nordmazedonien, in Albanien ist die Situation indes unter Kontrolle, während man im Kosovo noch keine Entwarnung geben konnte.

In Nordmazedonien hatte die Regierung am Donnerstag den Krisenzustand ausgerufen angesichts von acht aktiven Bränden. Hier trafen die ersten Konvois einer Hilfsmission aus Österreich ein. Insgesamt schickt das Alpenland 136 Helfer, 16 Löschfahrzeuge, 24 Lastwagen und einen Krankenwagen nach Nordmazedonien, wie das Portal "vesti.mk" berichtete. Hilfe kam zudem aus Serbien, Bulgarien und Slowenien.

Im Nachbarland Albanien gab es am Freitag noch einen heftigen Brandherd im Norden bei Kukes, wie Verteidigungsminister Niko Peleshi sagte. Alle anderen Waldbrände seien unter Kontrolle gebracht worden. Während der letzten Woche hatten Brände im Süden sowie in der Küstenregion Vlora neben Vegetation auch einige Bauernhäuser zerstört.

Kosovo wurde in dieser Zeit von fast 500 Waldbränden heimgesucht, auch hier brannten mehrere Bauernhöfe. Die Brände konnten mit Unterstützung der im Kosovo stationierten KFOR-Truppe der Nato gelöscht werden. Doch fürchten die Behörden weitere Ausbrüche.

Im Süden Italiens bleibt die Hitze

In Italien kämpft die Feuerwehr ebenfalls weiter gegen Brände. In den vergangenen zwölf Stunden seien die Helfer zu 395 Einsätzen ausgerückt, erklärte die Feuerwehr am Freitagvormittag. Die meisten Einsätze waren in Sizilien und Kalabrien. Derzeit seien acht Löschflugzeuge im Einsatz, darunter in den Provinzen Reggio Calabria, Cosenza und Matera.

Für die nächsten Tage sagen Meteorologen wieder große Hitze für den Süden voraus. Die Temperaturen könnten von Sonntag an die 40 Grad erreichen und dann bis zu 45 Grad steigen, teilte der Wetterdienst meteo.it mit. Für den Norden sind ab dem Wochenende dafür erneute Unwetter vorhergesagt. Zu Überschwemmungen kam es schon zuletzt unter anderem am Comer See oder in Südtirol. Dort stabilisierte sich die Lage am Freitag allerdings. Ab Samstag sollen jedoch neue Gewitter in den Alpenregionen kommen.

(APA/dpa)

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