In Stefan Ruzowitzkys „Hinterland“ sucht ein Kriegsheimkehrer (Murathan Muslu) einen Serienkiller – in einem digital eingedüsterten Wien. Am Freitag feierte der Thriller beim Festival von Locarno Premiere.
Wien, nur du allein, kannst die Stadt meiner Albträume sei“, rappte die (Wiener) Band Monomania einst in ironischer Anlehnung an „Wien, du Stadt meiner Träume“, den alten und allseits beliebten Hadern aus der Feder des niederösterreichischen Hofrats Rudolf Sieczyński. Ein bisserl typisch wienerische Selbsthassbeweihräucherung war da schon dabei. Zumindest im Hinblick auf die Welt der Fiktion könnte man dieses augenzwinkernde Diktum aber auch wörtlich nehmen – und als Kompliment auffassen. Besonders auf das Wien nach den Kriegen bezogen, mit seinem morbiden Mythos des Verfalls und des Aufbegehrens, seinem Image des schummrigen Hexenkessels voller widerstreitender politischer Kräfte und Interessen: Was für ein Story-Standort, um es im CEO-Sprech zu sagen!
Morde im Schatten des Stephansdoms
Die Literatur hat ihn schon längst für sich entdeckt, sei es in großen Zwischenkriegsromanen wie Joseph Roths „Die Rebellion“ (1993 von Michael Haneke kongenial für den ORF verfilmt) oder in zeitgenössischen Erfolgsbüchern wie David Schalkos „Schwere Knochen“.