Ab 1948 brachen die Kontakte zu den Nachbarn jenseits der Grenze für die Burgenländer ab. Wachtürme und ein Minengürtel sperrten ein und sperrten aus.
100 Jahre Burgenland

Im Schatten der Wachtürme

Die Ostgrenze des Burgenlands war ein Teil des Eisernen Vorhangs, der ganz Europa durchzog – die einen waren eingesperrt, die anderen ausgesperrt. Die Ereignisse von 1956 und 1989 rückten sie in den Fokus der europäischen Aufmerksamkeit.

Wenn es nach mir ginge – das Wort Grenze müsste abgeschafft werden. Warum können Menschen nicht nebeneinander ohne Grenze leben? Ich weiß, das ist sicher ein Ideal, aber wenn Sie wüssten, was man aufgrund einer Grenze leiden kann, wie die Grenze der Grund dafür war, dass viele Menschen ihr Leben verloren haben, wie viel Leid und Kummer diese Grenze gebracht hat.“ Derjenige, der sich dieses Ideal eines Landes ohne Grenze gewünscht hat, war der 1938 im ungarischen Felsöcsatár geborene Mihalyi Horvath. Sein Geburtsort lag einen Kilometer östlich der Staatsgrenze an der Pinka. Ein Grenzerfahrungsweg gibt heute eine Vorstellung davon, wie das hier einmal war, als das Burgenland an einer toten Grenze lag.

1921, als das Burgenland zu Österreich kam, entstand zwar eine neue Staatsgrenze, aber sie war durchlässig, man konnte mit einem Passierschein auf die andere Seite. Burgenländer, die landwirtschaftlichen Besitz auf der ungarischen Seite hatten, konnten ihn bearbeiten, ganz selbstverständlich ging man zu den Kirtagen in die Nachbardörfer jenseits der Grenze. „Einige haben herüber geheiratet und einige nach drüben.“ Auch während des Zweiten Weltkriegs war es möglich, die Grenze zwischen Österreich und Ungarn zu passieren.

Bollwerk. Was nach 1945 passierte, die Zerstörung des jahrhundertealten Miteinanders, entsprang nicht dem Wunsch der Bevölkerung in der Region. Sie war die alte Kooperation gewohnt und suchte nicht die Konfrontation, obwohl man ihr in der NS-Zeit einzuhämmern versuchte, sie sei ein „Bollwerk“ gegen den Osten. In der Tat waren die östlichen Bundesländer durch den Zusammenbruch der Monarchie in eine Randlage geraten. Diese Situation wurde von den Nationalsozialisten dazu benützt, zu suggerieren, hier sei eine „Grenzwache des Deutschtums“. Das Burgenland habe daher eine besondere Bedeutung für den Schutz des Dritten Reiches.

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