Beziehungsmodelle

Wie offene Beziehungen funktionieren können

Michael und seine Freundin leben seit eineinhalb Jahren in einer offenen Beziehung. (Symbolbild)
Michael und seine Freundin leben seit eineinhalb Jahren in einer offenen Beziehung. (Symbolbild)Getty Images/EyeEm
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Immer mehr junge Menschen leben in Beziehungen mit einem Liebespartner, die aber sexuell offen sind. Dazu gehören viel Vertrauen und klare Kommunikation. Eifersucht schafft ein Ungleichgewicht.

Wenn Michaels Freundin nach einem Date erst in den Morgenstunden nach Hause kommt, ist das für ihn kein Grund zur Aufregung. Er weiß, es ist nur Sex gewesen – und sie wird ihm davon erzählen, wenn er es will. So haben sie sich das ausgemacht. Und daran halten sie sich auch, sonst könnte ihre offene Beziehung nicht funktionieren. Die Regeln für fremde sexuelle Kontakte haben sie penibel aufgeschrieben: Es muss immer ein Kondom verwendet werden. Man trifft sich mit Dritten nicht im gemeinsamen Zuhause. Freunde sind tabu. Und viermal im Monat ist das absolute Limit.

Seit nunmehr eineinhalb Jahren leben der Architekt Michael und seine Freundin diese Beziehungsform, insgesamt drei Jahre sind sie mittlerweile zusammen. Für den 40-Jährigen ist es die bisher längste Beziehung seines Lebens. Einmal, vor Jahren, hatte er eine monogame Partnerschaft. „Langweilig und ohne Antrieb“ sei das gewesen, sagt er heute. Eine Zeit lang lebte Michael polyamorös, liebte also mehrere Partner. Dann hat er sich in die damals 26-jährige Frau verliebt, die heute seine Freundin ist. Weil sich die beiden so gut verstanden, zogen sie nach einiger Zeit zusammen. Wie bei vielen anderen Paaren auch zollte der gemeinsame Alltag mit der Zeit seinen Tribut – und die Lust wurde sukzessive weniger. Gemeinsam entschieden sie also, die Beziehung „aufzumachen“.

Suche nach Intimität. Seit Jahren denkt Michael darüber nach, warum ihm die sexuelle Freiheit in einer Partnerschaft so wichtig ist. An der Langeweile des täglichen Zusammenseins allein kann es nicht liegen – das wäre ihm als Grund zu banal. Möglicherweise spielt die Beziehung seiner Eltern eine Rolle, die zwar nach wie vor zusammen, aber nicht glücklich sind, und sich gegenseitig im Weg stehen, sinniert er. Oder aber es hat etwas mit seiner intensiven Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper zu tun: Michael macht eine Grinberg-Ausbildung, die nach eigener Definition darauf aufbaut, „Berührung, Atmung, Bewegung und Körperübungen“ zu nützen, um langfristig „eine bessere Gesundheit und mehr persönliche Freiheit zu gewinnen“.

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