Im Norden der Insel Euböa ist die Lage katastrophal, auf der Halbinsel Peloponnes außer Kontrolle. Hilfe kommt auch aus Österreich.
In fast allen Brandgebieten Griechenlands toben die Flammen mit unverminderter Intensität. Im Norden der zweitgrößten griechischen Insel Euböa, auch Evia genannt, ist die Lage nach den Worten des Bürgermeisters der kleinen Hafenstadt Istiaia, Giannis Kotzias, katastrophal: "Wir sind allein. Unser Ende ist nahe", sagte er dem griechischen Nachrichtensender Skai. In den sozialen Medien machte ein Video die Runde, das zeigt, wie dort Menschen auf einer Fähre in Sicherheit gebracht werden, während es rundherum brennt.
Außer Kontrolle war Sonntag früh auch die Situation auf der Halbinsel Peloponnes. Der gefährlichste Brand tobte dort südlich der Kleinstadt Megalopolis. Ein weiterer Brand fraß sich aus dem Westen der Insel bei Olympia immer weiter ins dicht bewaldete gebirgige Arkadien im Inneren der Halbinsel.
Die Bürgermeister der Region fordern mehr Hilfe aus der Luft. Sie bemängelten, dass die Entscheidungsträger in Athen in den vergangenen zwei Tagen mehr Löschflugzeuge im Raum der griechischen Hauptstadt einsetzten - mit dem Ergebnis, dass die Brände in den Provinzen außer Kontrolle gerieten.
Im Norden der griechischen Hauptstadt entspannte sich die Lage am Sonntag weiter. Die Feuerwehr und freiwillige Helfer sowie das Militär könnten jetzt kleinere Brandherde löschen, sagte ein Offizier der Feuerwehr im Staatsrundfunk.
Hilfe aus Österreich
An den Löscharbeiten nehmen in den nächsten Tagen Feuerwehrleute aus zahlreichen Ländern teil. Auch aus Österreich kommt Hilfe: Laut dem Innenministerium, das die internationale Katastrophenhilfe koordiniert, wurde die Hilfe umgehend angenommen. Demnach wird sich ein Kontingent der Freiwilligen Feuerwehr aus Salzburg am Sonntag auf den Weg machen. "Die Bilder, die uns derzeit aus Griechenland erreichen, machen sehr betroffen", ließ Innenminister Nehammer (ÖVP) am Samstagabend per Aussendung wissen.
Athen habe über den Europäischen Zivilschutz-Mechanismus um Hilfe gebeten. Nehammer: "Daher ist es für uns keine Frage, dass wir der griechischen Bevölkerung in diesen schweren Stunden zur Seite stehen." Insgesamt würden sich derzeit 43 Helferinnen und Helfer der Freiwilligen Feuerwehr Salzburg auf einen Unterstützungseinsatz vorbereiten, hieß es. Auch elf Spezialfahrzeuge, sogenannte "ground forest fire fighting using vehicles", seien abfahrbereit.
"Ich danke den Feuerwehrleuten, die sich sofort bereit erklärt haben, den griechischen Einsatzkräften zur Hilfe zu eilen", so Nehammer. Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) teilte mit: "Bei den verheerenden Waldbränden lassen wir Griechenland nicht im Stich. Ich wünsche dem Salzburger Kontingent alles Gute für den gefährlichen Einsatz und eine gesunde Rückkehr nach Salzburg."
Schichtwechsel in Nordmazedonien
Bereits seit Donnerstag stehen Feuerwehrleute aus Niederösterreich und der Steiermark in Nordmazedonien im Einsatz. Das Land ist ebenfalls schwer von Waldbränden betroffen. Das erste Einsatzkontingent ist in der Nacht auf Sonntag abgelöst worden. 96 Feuerwehrleute wurden zurück nach Schwechat geflogen, 114 neue Helfer wurden nach Skopje gebracht und von dort in das Katastrophengebiet transportiert.
Schwere Schäden in Griechenland
Im Norden Athens wird das Ausmaß der Schäden unterdessen immer deutlicher. Nach ersten vorsichtigen Schätzungen sollen mehr als 300 Häuser und Industriebauten verbrannt sein. Schwierigkeiten bereitet auch der Wiederaufbau des Stromnetzes. "Es wird bis zu 15 Tage dauern, bis der Strom überall wieder fließt", sagte ein Techniker der Elektrizitätsgesellschaft Sonntag früh dem Fernsehsender Skai.
Mindestens 1.300 Strommasten seien verbrannt oder beschädigt und müssten ausgetauscht werden. Auch die Wasserversorgung ist noch nicht vollständig wiederhergestellt, betroffen seien unter anderem mehrere nördliche Vororte Athens, berichtete die Tageszeitung "Kathimerini". Noch gar nicht abzuschätzen ist der ökologische Schaden durch die große Fläche verbrannten Waldes.
(APA)