Die Aktivisten von „Fridays for Future" kündigen für den 24. September einen weltweiten Aktionstag zum Klimaschutz an. Die Veröffentlichung des IPCC-Berichts kommentiert die Organisation mit „Wut und Sprachlosigkeit“.
„Viele sagen mir: Es ist super, dass du dich für die Umwelt einsetzt. Aber geh doch erst einmal in die Schule“, berichtet die 14-jährige Ida, die am Montag in Wien als Sprecherin von „Fridays for Future" (FFF) ein Statement abgibt – unmittelbar, nachdem in einer Online-Pressekonferenz der sechste IPCC-Bericht präsentiert worden ist. „Ich kann nicht einfach in die Schule gehen. Unser Planet brennt.“ Die Schülerin nimmt den Bericht als „furchteinflößend“ wahr; und: „Es macht mich sprachlos und unglaublich wütend, denn überraschend sind die Aussagen dieses Berichts nicht. Die Fakten sind schon lange klar.“
Damit deckt sich die Aussage der 14-Jährigen mit einem Statement der FFF-Begründerin Greta Thunberg, die am Montag über den IPCC-Bericht gemeint hatte: „Er bestätigt, was wir schon aus Tausenden vorherigen Studien und Berichten wissen - dass wir uns in einem Notfall befinden.“ Vor diesem Hintergrund bereitet die Organisation für den 24. September weltweite Aktionen vor, um konkrete Maßnahmen gegen die Klimaerhitzung einzufordern. „Dabei laden wir alle ein, die uns unterstützen wollen“, so die Schülerin, „egal auch, welcher Altersgruppe sie angehören.“
FFF bekommt Unterstützung von Katharina Rogenhofer, die Sprecherin des Klimavolksbegehrens, das von fast 400.000 Menschen unterschrieben worden ist, das bereits im Parlament behandelt worden und in einer Entschließung gemündet ist. „Der jetzt veröffentlichte Bericht zeigt nicht nur, dass wir in einer Klimakrise sind, sondern er zeigt auch auf, dass wir noch Handlungsmöglichkeiten haben.“ Die aber, so Rogenhofer weiter, müssten schleunigst ergriffen werden. Zu handeln sei gerade in Österreich dringend nötig: Denn Österreich zählt innerhalb der Europäischen Union, gemeinsam mit vier anderen Ländern, zu den Schlusslichtern in der Klimapolitik. Während im Durchschnitt die Treibhausgas-Emissionen in der EU um 26 % verringert worden seien, gebe es gegenüber 1990 in Österreich keine Änderungen. Problematisch ist vor allem der Verkehrssektor, in dem massive Steigerungsraten verzeichnet worden sind.
„Es geht nicht um Verzicht"
Rogenhofer: „Wir müssen aufhören, das Falsche zu tun. Wir müssen das Richtige tun!“ Sie meint, dass die Politik „etwas nicht versteht“, wenn die Klimakrise automatisch mit Verzicht assoziiert werde. „Es geht nicht um Verzicht. Wir gewinnen etwas: ein Mehr an öffentlichem Raum, ein Mehr an aktiver Mobilität, ein Mehr an sauberer Luft. Wenn wir nichts tun, dann werden wir sehr viel mehr verlieren.“ FFF und Rogenhofer kritisieren, dass es in Österreich derzeit „keinen Plan“ gebe, wie die Klimakrise entschärft werden könne. Es sei eine Abkehr von „steinzeitlichen Projekten und Technologien“ notwendig.
„Versprechen allein sind zu wenig, es braucht Taten.“ Konkret wird dabei vor allem ein Klimaschutzgesetz eingefordert, das auch Zähne hat – das würde bedeuten, dass auch in das bestehende Kompetenz-Wirrwarr zwischen den einzelnen Ministerien und zwischen Bund, Ländern und Gemeinden eingegriffen werde. Dabei gehe es auch um viel Geld – „zum Beispiel um Förderungen in der Höhe von 4,7 Milliarden Euro, mit denen fossile Technologien unterstützt werden,“ so Rogenhofer. „Und dabei sind die Gelder für die Landwirtschaft noch nicht einmal berücksichtigt.“
Die Verkehrsmittelwahl sei oft keine Frage der persönlichen Entscheidung, denn Einzelpersonen hätten keinen Einfluss darauf, ob es eine Bahnanbindung gibt oder nicht. „Das ist ein strukturelles Problem.“ Ohne konkrete Maßnahmen und ohne einen konkreten Handlungsplan bleibe die Klimaneutralität 2040 „nur ein Märchen der Politik“.