Salzburger Festspiele

Wie man Salzburgs Lärm entkommt

Emilio Pomàrico (Dirigent), Klangforum Wien
Emilio Pomàrico (Dirigent), Klangforum Wien(c) SF / Marco Borelli
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Traumhaft zarte Einkehr bei Morton Feldman mit Cantando Admont und Klangforum Wien in der Kollegienkirche, humorvoll-festliche Spielfreude in der Mozartmatinee unter Ivor Bolton mit glänzenden Solisten – heilende Klänge betören und beglücken bei den Festspielen.

Gerade hat die Sopransolistin noch eine mystisch-zärtliche Vokalise geformt und der Chor mit seinen zwölfstimmigen, textlosen Rätselakkorden geantwortet, da läutet das Vibraphon den letzten Abschnitt ein. Wie eine ferne Erinnerung an die Gralsglocken aus dem „Parsifal“ klingt das. Nur: Was dort feierlich rhythmisiert und gravitätisch die Töne C-G-A-E in Bassestiefen hinabsteigt, pulsiert nun in mittlerer Lage, ruhig und eilig zugleich, formt ein endlos geflochtenes Band aus den aufwärts gerichteten Tönen G-H-A-C. Die Viola setzt traumverloren ein, mit einer hebräisch inspirierten Melodie aus Jugendtagen, an die sich der Komponist nun erinnert: karg, innig, schmerzlich und tröstend. Wieder melden sich die sanften Cluster des Chores, dann dieselbe Abfolge nochmals – und schließlich verklingt das Ganze, verweht ins Offene.

Gewiss, man kann geteilter Ansicht darüber sein, ob die Wiederholung dieses Schlussteils von Morton Feldmans „Rothko Chapel“ als Zugabe überhaupt legitim ist oder ob er doch ausschließlich in der Gesamtheit des Werks erklingen sollte. Aber als Symbol dafür, was die Neue Musik im Rahmen der Salzburger Festspiele bedeutet und wie glücklich und dankbar das Publikum auf sie reagiert, war diese überraschende Geste des Dirigenten Emilio Pomàrico doch höchst willkommen. Zumal das Vokalensemble Cantando Admont geradezu überirdisch schön, klar und bewegend gesungen hat, Hand in Hand mit famosen Instrumentalsolisten des Klangforums Wien.

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