Österreich-Prognose

80 Tage Hitze, extreme Regenfälle und (fast) kein Schnee mehr

Archivbild aus Wien, wo an manchen Stellen, das Gras kaum mehr grüne Stellen aufweist.
Archivbild aus Wien, wo an manchen Stellen, das Gras kaum mehr grüne Stellen aufweist.APA/HELMUT FOHRINGER
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Geht es mit den Emissionen weiter wie bisher, könnte der Temperaturanstieg in Österreich bis zum Ende dieses Jahrhunderts bei fünf Grad liegen, so die aktuellen Modelle der Zamg. In Österreich bliebe dann in Sachen Klima und Wetter wenig wie bisher.

Nicht nur Europa erlebt derzeit einen Sommer der Extreme, und Österreich bleibt davon nicht verschont. Vielfach sagt man nun, so seien sie eben, die Sommer in Zeiten des Klimawandels. Sind sie nicht. Blickt man auf längerfristige Prognosen der Klimaforscher, könnten es noch die angenehmeren Sommer der heute jüngeren Generationen sein. Das lässt sich etwa aus den aktuellen, anlässlich des IPCC-Berichtes veröffentlichten Klimaprojektionen für Österreich der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (Zamg) ablesen.

Demnach hat die Temperatur weltweit seit Beginn der Industrialisierung um rund ein Grad zugenommen, in Österreich waren es zwei Grad (im Vergleich der Periode 1991 bis 2020 zur vorindustriellen Periode 1850 bis 1900). Kommt es weltweit weiter zu einem ungebremsten Ausstoß an Treibhausgasen, liege die Erwärmung in Österreich bis zum Jahr 2100 laut dieser Projektion bei fünf Grad.

(c) Die Presse

Werden die Pariser Klimaziele eingehalten, könnte sich die Erwärmung knapp über dem aktuellen Niveau einpendeln.
„Ein wichtiges Ergebnis der Forschung ist, dass es mit einem ambitionierten weltweiten Klimaschutz immer noch möglich ist, die negativen Auswirkungen des Klimawandels zu dämpfen“, sagt Marc Olefs, der Leiter der Klimaforschung an der Zamg.

Schließlich würde die Alternative, weitere ungebremste Emissionen, dramatische Veränderungen bringen: Statt wie bisher in extrem heißen Sommern rund 40 Hitzetagen mit mehr als 30 Grad könnten Ende des Jahrhunderts 60 bis 80 Tage Hitze der Normalfall sein. Das hieße, dass es von Mitte Juni bis Ende August täglich mehr als 30 Grad heiß wäre. Je höher das Temperaturniveau ist, umso wahrscheinlicher sind auch durchgehende Hitzewellen.

Und hier hat sich das, was man als normalen oder heißen Sommer empfindet, schon in der Lebenszeit heute älterer Generationen verschoben: Zwischen 1961 und 1990 gab es in den meisten Landeshauptstädten Österreichs pro Jahr fünf bis 11 Hitzetage, Jahre mit 20 Hitzetagen empfand man als extrem heiß.

In der Periode 1991 bis 2020 wurden frühere Rekordjahre zum Durchschnitt, die Rekorde lagen da schon bei mehr als 40 Hitzetagen. Diese Verschiebung könnte sich fortsetzen. Und hier werde die Gefahr für die Gesundheit laut den Klimaforschern noch unterschätzt. Dabei weisen schon jetzt Studien nach, dass in Europa mehr Menschen durch Hitzewellen sterben als durch Hochwasser, Stürme oder andere Wetterextreme.

Heutige Rekordjahre werden normal

Aber auch diese würden bei ungebremstem Temperaturanstieg zunehmen: Schließlich kommt es schon bisher zur scheinbar paradoxen Situation, dass es bei mehr Sommertagen zu mehr Dürre und zugleich mehr Regen kommt. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Verteilung der Regenmenge so verändert, dass es seltener zu wenig Regen, dafür häufiger zu extrem viel Regen kommt.

Diese Verschiebung erklären die Forscher damit, dass einerseits wärmere Luft mehr Wasserdampf aufnehmen kann, der in Form von Niederschlag wieder zu Boden kommt. Außerdem führe der zunehmende subtropische Hochdruckeinfluss zu mehr und länger anhaltenden Schönwetterlagen, die Tage mit wenig Regen selten gemacht haben. Zugleich zeigen Untersuchungen der Zamg, dass Wetterlagen mit Unwetterpotenzial in Österreich seit den 2000er-Jahren um etwa 20 Prozent zugenommen haben.

Hier werden auch in der kalten Jahreszeit Verschiebungen erwartet: In tiefen Lagen regnet es mehr, dafür fällt weniger Schnee (oder schmilzt sofort wieder). So hat in Österreich in den letzten rund 90 Jahren die Zahl der Tage mit einer Schneedecke in Wien, Innsbruck oder Graz um etwa 30 Prozent abgenommen.

In den Lagen ab 1500 bis 2000 Metern werde es zwar auch in den kommenden Jahren in Österreich kalt genug für Schnee bleiben – aber die Klimaprojektion zeigt, dass bei ungebremsten Treibhausgasemissionen die Schneedecke bis zum Jahr 2100 in Lagen von unter 400 Metern Seehöhe um 90 Prozent abnehmen würde, in Lagen um 1500 Meter um etwas mehr als 50 Prozent. Werden die Pariser Ziele erreicht, wären die Auswirkungen etwa nur halb so stark.

(cim)

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