Es gibt erste Untersuchungen zum Ausmaß der Schäden. Die größte Fläche ist in Euböa verbrannt, wo die Lage weiterhin außer Kontrolle ist. In der Türkei hat sich die Lage vorerst ein wenig entspannt.
Während die Flammen vielerorts noch lodern, gibt es in Griechenland erste Untersuchungen zum Ausmaß der Schäden. Das geologische Institut der Universität Athen geht aktuell von 90.000 Hektar verbrannter Fläche im ganzen Land aus. "Die Daten ändern sich ständig, weil die Ereignisse noch im Gange sind", sagte Niki Evelpidou, an der Athener Uni Professorin für Geologie und Geo-Umwelt am Dienstag der Tageszeitung "Kathimerini".
Und selbst wenn die Brände gelöscht seien, sei damit die Gefahr noch nicht gebannt. Oft folgten "Überschwemmungen, Schlammlawinen und Erdrutsche, die bei starken Regenfällen katastrophal sein können, was in den letzten Jahren sehr häufig vorkam".
Auf Euböa ist die Lage außerdem alles andere unter Kontrolle: Die großen Waldbrände lodern weiterhin unkontrolliert, wenngleich es in der Nacht auf Dienstag Feuerwehr, Anrainern und Freiwilligen erneut gelungen ist, mehrere Orte vor den Flammen zu schützen. Allerdings seien Wald und landwirtschaftlich genutzte Flächen rund um die Dörfer verbrannt, berichteten griechische Medien.
Leere Wasserschläuche auf Griechenlands zweitgrößter Insel Euböa (Evia), der Ort Pefki wurde Opfer der Flammen. APA/AFP/ANGELOS TZORTZINIS
Das Feuer hat ein Haus im Ort Pefki umzingelt. imago images/ANE Edition
Die Türkei kämpft nach Angaben von Präsident Recep Tayyip Erdogan gegen die schlimmsten Waldbrände ihrer Geschichte. Im Bild: ein Dorf nahe Marmaris. (c) REUTERS (UMIT BEKTAS)
In den Waldbrandgebieten in der Türkei haben die Flammen ein Kohlekraftwerk erfasst. "Die Flammen sind auf das Gelände des Kraftwerks übergesprungen", twitterte am Mittwochabend der Bürgermeister von Milas, Muhammet Tokat. (c) APA/AFP/YASIN AKGUL (YASIN AKGUL)
Das Kraftwerk nahe der Westküste der Türkei sei vollständig geräumt worden. In der Türkei wüten bei großer Hitze und starken Winden seit Tagen verheerende Brände. APA/AFP/YASIN AKGUL
In der Türkei kam für acht Menschen jede Hilfe zu spät. Derart große Brände habe es in der Türkei seit mehr als zehn Jahren nicht gegeben, sagte Doganay Tolunay, Forstingenieur an der Istanbul-Universität. 2008 habe es zuletzt Feuer ähnlicher Ausmaße gegeben. Im Bild: ein Feuer nahe Marmaris. (c) REUTERS (UMIT BEKTAS)
Laut Tolunay fielen bisher schätzungsweise mehr als 100.000 Hektar Land den Feuern zum Opfer. Allein in Mugla wurden bisher 2000 Häuser beschädigt, 16.000 Menschen mussten dem Innenministerium zufolge ihre Unterkünfte verlassen. In Antalya schätze man den Schaden noch deutlich höher. Im Bild: Freiwillige im Einsatz gegen die Brände in der Nähe von Marmaris. (c) REUTERS (UMIT BEKTAS)
Die Feuer wüten seit Tagen an der bei Touristen beliebten Mittelmeerküste. In türkischen Fernsehsendern erzählten Betroffene von ihrer Flucht vor den Flammen. Im Bild: Boote wurden in der Nähe von Marmaris vor den Flammen in Sicherheit gebracht. (c) REUTERS (UMIT BEKTAS)
Landwirte der Region berichteten, sie hätten teilweise ihr Vieh dem Feuer überlassen müssen und all ihr Hab und Gut verloren - hier ein Bild aus Mugla. (c) APA/AFP/YASIN AKGUL (YASIN AKGUL)
In der Türkei befördern die Brände auch die politische Debatte. Von Beginn an wurde besonders in den sozialen Medien Kritik an der Ausstattung der Einsatzkräfte laut. Zu wenige Löschflugzeuge, zu wenig Vorbereitung auf derartige Krisen. Im Bild: ein Strand in Mugla. (c) APA/AFP/YASIN AKGUL (YASIN AKGUL)
Laut dem türkischen Luftfahrtverband verfügt die Türkei über drei Löschflugzeuge und 17 Helikopter. Zum Vergleich: Griechenland verfügt über mehr als 40 Löschflugzeuge und 25 Hubschrauber. Im Bild: ein Strand in Mugla. (c) APA/AFP/YASIN AKGUL (YASIN AKGUL)
"Die Wälder in der Mittelmeerregion werden von einer neuen Generation von Bränden heimgesucht", hieß es in einer Mitteilung des WWF. Im Bild: Rettungsaktion für einen Hirtenhund in Mugla. (c) APA/AFP/STRINGER (STRINGER)
Die Umweltorganisation befürchtet, "dass im gesamten Mittelmeerraum in diesem Jahr erneut mehr als eine halbe Million Hektar Wald in Flammen aufgehen werden". Im Bild: Die Feuerwalze nähert sich dem Kermerkoy Kohlekraftwerk in Oren. (c) APA/AFP/YASIN AKGUL (YASIN AKGUL)
Die Türkei und Griechenland erfasst seit Tagen eine Hitzewelle mit Extremtemperaturen. Es herrschen teilweise über 40 Grad, "die Böden trocknen aus, es ist lang kein Niederschlag gefallen", sagte Andreas Friedrich, Pressesprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Im Bild: eine Satellitenaufnahme von Copernicus Sentinel-3. (c) APA/AFP/EUROPEAN SPACE AGENCY/HA (HANDOUT)
Mit der großen Hitze steigt in den Ländern auch der Stromverbrauch. In der Türkei fiel am Montag bereits in zahlreichen Orten des Landes der Strom aus. Im Bild: das Feuer bei Oren nahe des Kohlekraftwerks. (c) APA/AFP/STR (STR)
Grund sei der mit der Hitze stark gestiegene Verbrauch, hieß es in einer Mitteilung des Ministeriums für Energie und natürliche Ressourcen. Im Bild: das Feuer in der Küstenstadt Oren. (c) APA/AFP/STR (STR)
Niederschlag sei auch bis Ende der kommenden Woche in allen drei Ländern nicht in Sicht, hieß es vom DWD. Für die nächsten zehn Tage halte das trocken-heiße Wetter an. Im Bild: das Feuer nähert sich der Stadt Oren. (c) APA/AFP/STR (STR)
Die Brandgefahr werde angesichts der Dürre auch nach dem Ende dieser Hitzewelle enorm sein, warnten Meteorologen: Wenn Winde einsetzten, könne es zu verheerenden Feuern kommen. Im Bild: Anrainer versuchen das Feuer in der Stadt Oren in den Griff zu bekommen. (c) APA/AFP/STR (STR)
Flucht von der Insel Euböa
Feuerwehren aus dem ganzen Land eilen zu Hilfe
Allmählich besteht Hoffnung auf eine Verbesserung der Situation auf der zweitgrößten griechischen Insel. Zum einen ist so viel verbrannt, dass das Feuer stellenweise von allein erlischt, weil die Flammen keine Nahrung mehr finden. Zum anderen sind die meisten anderen Brände im Land mittlerweile unter Kontrolle, und die Einsatzkräfte können sich auf Euböa konzentrieren.
Als weiterer positiver Faktor gilt, dass es am Dienstag in der Region keinen starken Wind gab, der die Flammen zusätzlich hätte anheizen können. Am Dienstagnachmittag will die Regierung in Athen die ersten Maßnahmen zum Wiederaufbau verbrannter Häuser und zur Hilfe für betroffene Bürger bekannt geben. Am Montagabend hatte der Premier versprochen, dass die Hilfe schnell und unbürokratisch umgesetzt werden soll.
Feuerwehrleute und Material aus Österreich
Auch 39 Feuerwehrleute aus Salzburg und Tirol machten sich am späten Montagnachmittag auf den Weg nach Griechenland, um beim Kampf gegen die verheerenden Waldbrände zu helfen. Die Mannschaft besteht aus Helfern verschiedener Feuerwehren aus den zwei Bundesländern und soll planmäßig eine Woche in Griechenland bleiben. Dann wird sie von einer zweiten Schicht abgelöst werden, die wiederum eine Woche im Einsatz sein wird, sagte Michael Leprich vom Landesfeuerwehrverband.
Der Salzburger Verein Griechenlandhilfe schickt außerdem am kommenden Donnerstag einen Hilfstransport für lokale Feuerwehren auf den Weg. Vier Busse werden Einsatzkräfte in Pyrgos, Kalamata und Athen mit dringend benötigter Ausrüstung versorgen. "Das sind vor allem Stiefel, Helme, Jacken, Hosen und Handschuhe - alles, was Feuerwehrleute so brauchen", sagte Erwin Schrümpf, der Gründer und Obmann der Griechenlandhilfe, am Dienstag zur Austria Presse Agentur.
Vorsichtige Entwarnung in der Südwesttürkei
Rund zwei Wochen nach Ausbruch der schlimmsten Brände seit mehr als zehn Jahren in der Türkei hat sich auch in der Türkei die Lage entspannt. In der südwesttürkischen Provinz Mugla war am Dienstag nach offiziellen Angaben noch ein Brand nicht unter Kontrolle. Dort erschwerten Hitze und starke Winde weiter die Löscharbeiten.
Seit Ende Juli waren in der Türkei mehr als 200 Brände ausgebrochen, etwa die Hälfte der 81 Provinzen waren betroffen. Besonders große Zerstörung hat das Feuer in den Küstenprovinzen Antalya und Mugla angerichtet.
Alleine in Mugla verbrannten lokalen Behörden zufolge mehr als 66.000 Hektar Land. Schätzungen zufolge wurden insgesamt etwa 150.000 Hektar Land (1.500 Quadratkilometer) zerstört - eine Fläche fast dreimal so groß wie der Bodensee. Zur Brandursache wird weiter ermittelt.
Im Mittelmeerraum schöpfen Griechenland und die Türkei Hoffnung auf eine Besserung der Waldbrandlage. Italien versucht weiterhin, die Flammen unter Kontrolle zu bringen.
Fortschritte meldet die Feuerwehr im Kampf gegen die Flammen auf Euböa. In Italien zieht die Hitze in nördlichere Gebiete und schürt dort Sorge. Algerien meldete 65 Todesopfer.
Auch in Österreich steigen laut IIASA-Experten die Waldbrandgefahr und die Heftigkeit der Forstfeuer. Es brauche eine Anpassung der Bewirtschaftung und dringend eine Verminderung des CO2-Ausstoßes.