Quergeschrieben

Die Natur nimmt keine Rücksicht auf die Ängste der Menschen

Extreme Naturereignisse führen uns unsere Hilflosigkeit vor Augen. Wir können sie zwar nicht verhindern, aber wir können uns auf sie vorbereiten.

Ein zweiminütiges Beben der Intensität neun bis zehn nach der Mercalli-Skala löste am 25. Januar 1348 eine der größten Naturkatastrophen in der Geschichte der Ostalpen aus. Das Epizentrum lag in Friaul östlich von Tolmezzo und Gemona, die Stoßwellen wurden in ganz Oberitalien, in Österreich und in Slowenien, sogar in Bayern und in Böhmen wahrgenommen. In Verona flüchtete Francesco Petrarca aus seiner Bibliothek, als der Boden zu schwanken begann und die Bücher aus den Regalen stürzten. Die Leute, schrieb er in einem Brief, hätten das Ende der Welt erwartet.

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Das Beben setzte eine Kettenreaktion weiterer Extremereignisse in Gange. Im Kärntner Gailtal verschüttete ein gewaltiger Bergsturz am Südhang des Dobratsch mehrere Gehöfte und Weiler. Die Gesteinsmassen stauten den Fluss auf einer Länge von mehr als 30 Kilometern auf, bis eine Flutwelle losbrach und große Teile von Villach sowie mehrere Dörfer verwüstete. Wenige Wochen später kam die Pest in der Gegend an, wo sie sich aufgrund mangelnder Hygiene besonders rasch verbreiten konnte. Heuschreckenplagen, Überschwemmungen, Pest und Hungersnöte dezimierten im 14. Jahrhundert die Bevölkerung. Jahrzehntelang blieb Mitteleuropa eine Krisenregion. Überschwemmungen sind hier nicht erst seit der Industrialisierung die häufigsten Naturkatastrophen, wie man bei Christian Rohr nachlesen kann („Extreme Naturereignisse im Ostalpenraum“, Böhlau, 2007).

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