Buch der Woche

Was die Wut uns lehrt

Jami Attenberg genügen für die Beschreibung einer Person oft nur zwei, drei Sätze – und man ist im Bilde.
Jami Attenberg genügen für die Beschreibung einer Person oft nur zwei, drei Sätze – und man ist im Bilde. [ Foto: Michael Sharkey]
  • Drucken

Jami Attenberg ist eine wilde Erzählerin: voller Lust und ohne jede Scheu. In ihrem jüngsten Roman „Ist alles deins!“ erleidet der Patriarch der Familie einen Herzinfarkt. Was macht das mit seiner Frau? Seinen Kindern?

Ziemlich selbstmitleidig ist er, dieser Victor, wie er da in der Wohnung herumtigert. Und schnell verärgert. Der Scotch schmeckt bitter, weil die Flasche am Fenster zu lange der Mittagssonne von New Orleans ausgesetzt war. Die Zigarre kratzt im Hals. Und seine Frau hält ihn an, bitte leiser zu sein, der Nachbar von unten habe sich beklagt. „Er marschierte unter lautem Stapfen ins Schlafzimmer und kippte mit dem Kopf voran aufs Bett. Keiner liebt mich, dachte er. Aber das macht mir nichts aus. Kurz hatte er geglaubt, er könnte noch einmal Liebe finden, selbst jetzt, als alter Mann, doch das hatte sich als Irrtum erwiesen. Schön, dann eben ohne Liebe, dachte er.“

Kurze Zeit später hätte er einmal wirklich Grund, sich zu bedauern. Herzinfarkt. Krankenhaus. Intensivstation.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.