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Therapie-Bots: Alexa, mach mich glücklich!

Eine Beziehung zu einem Bot wird überraschend schnell aufgebaut.
Eine Beziehung zu einem Bot wird überraschend schnell aufgebaut.Getty Images
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Die Idee, Therapie-Bots als Werkzeug zur mentalen Unterstützung einzusetzen, sorgte lang für Skepsis. Inzwischen gibt es in den USA aber ernst zu nehmende Ansätze.

Alexa, bring mich an einen entspannten Ort“; „Siri, beende meine Depression“: Die ersten Assoziationen mit therapeutischer Hilfe per Bot sind eher ironischer Natur – allen Spöttern zum Trotz kommt dieses Angebot aber schön langsam aus dem Versuchsstadium heraus. Beschleunigt hat diese Entwicklung die US-amerikanische Psychologin Alison Darcy, die 2017 mit „Woebot“ – von Woe für Kummer – eine App launchte, die sich von den bisherigen digitalen Therapie-Angeboten deutlich unterscheidet. Wozu einerseits Darcys langjährige Erfahrung als Psychologin mit Doktortiteln der Universitäten Stanford und Dublin beigetragen hat, andererseits das wachsende Bedürfnis nach mentaler Unterstützung in schwierigen Zeiten. „Ich wollte auch jenen Menschen Zugang zu mentaler Unterstützung ermöglichen, die normalerweise nie in ihrem Leben einen Therapeuten zu Gesicht bekommen“, erklärt sie ihre Motivation im Gespräch mit der „Presse am Sonntag“. „Und selbst jene, die Zugang dazu haben, haben ihn meist dann nicht, wenn sie ihn gerade am dringendsten brauchen.“ Gemeinsam mit dem Informatiker Andrew Ng, der für seine Arbeiten zur künstlichen Intelligenz (KI) bekannt geworden und Mitbegründer der Online-Lernplattform Coursera ist, entwickelte Darcy Woebot. Obwohl sie eigentlich nie vorhatte, Unternehmerin zu werden, und jede Menge Gegenwind aus der akademischen Welt erwartete. „Am Ende war ich dann überrascht, dass es nicht mehr Kritik gab. Was aber wohl damit zu tun hat, dass wir nichts unternommen haben, ehe wir nicht mit klinischen Studien belegen konnten, dass Woebot funktioniert. Und vor allem immer klar gesagt haben, was Woebot kann – aber auch, was es eben nicht kann“, so die Psychologin.

Es kann erstaunlich viel, wie sich im Selbstversuch zeigt. Wer herkömmliche Bots gewohnt ist, die bei Problemen mit dem Handyvertrag oder der Amazon-Lieferung helfen sollen, hat naturgemäß sehr überschaubare Erwartungen daran, sich mit Gemütsverstimmungen an einen Bot zu wenden. Allerdings ertappt man sich nach einer Zeit in der App dabei, wie man mit der künstlichen Intelligenz darüber nachdenkt, ob man jetzt gleich eine Übung zum Stressabbau macht oder lieber später. Und fühlt sich darin bestätigt, dass einem das geschilderte Problem den Nachmittag verderben kann. Immer wieder fasst das Programm in natürlich wirkender Sprache zusammen, was es verstanden hat, und bietet Optionen an, was man tun könne.

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