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Biden erhöht Zahl der US-Soldaten für Kabul-Einsatz auf 5000

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(Archivbild)APA/AFP/JOEL SAGET
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Der US-Präsident verteidigte seine Entscheidung, das US-Militär nach 20 Jahren komplett aus Afghanistan abzuziehen. „Ein weiteres Jahr oder fünf weitere Jahre hätten keinen Unterschied gemacht, wenn das afghanische Militär sein eigenes Land nicht halten kann oder will“, wird er zitiert.

Angesichts des raschen Vorrückens der radikal-islamischen Taliban-Miliz auf Kabul hat US-Präsident Joe Biden die Zahl der US-Soldaten erhöht, die bei der Evakuierung der Botschaft in der afghanischen Hauptstadt helfen sollen. Statt der vorhergesehenen .000 Soldaten sollten nun "etwa 5000 Soldaten" eingesetzt werden, um die Ausreise des Botschaftspersonals und unzähliger ziviler Ortskräfte zu sichern, erklärte Biden am Samstag nach Rücksprache mit seinen Sicherheitsberatern.

Biden warnte die Taliban davor, die Mission zu behindern. Angriffe auf US-Interessen würden rasch und energisch beantwortet. Erneut verteidigte Biden seine Entscheidung, das US-Militär nach 20 Jahren komplett aus Afghanistan abzuziehen. Er sei der vierte US-Präsident, der die Verantwortung über diese Truppenpräsenz getragen habe, erklärte er. "Ich werde diesen Krieg nicht an einen fünften Präsidenten weitergeben." In einer Mitteilung des Präsidenten hieß es: "Ein weiteres Jahr oder fünf weitere Jahre US-Militärpräsenz hätten keinen Unterschied gemacht, wenn das afghanische Militär sein eigenes Land nicht halten kann oder will." Eine endlose amerikanische Präsenz inmitten eines Bürgerkriegs in einem anderen Land sei für ihn nicht akzeptabel gewesen.

Kritik am Abzug

Der prominente US-SeNator Mitt Romney hat den Truppenabzug aus Afghanistan mit deutlichen Worten kritisiert. "Ich verstehe diejenigen, die der Meinung sind, dass wir Afghanistan verlassen sollten, aber ich stimme nicht mit ihnen überein", schrieb der Republikaner am Samstag (Ortszeit) auf Twitter. Der Abzug sei mit einem "unschätzbaren Schlag für die Glaubwürdigkeit, Zuverlässigkeit und Ehre unserer Nation geschehen", erklärte Romney weiter. Es gebe keine "wirksame Strategie zur Verteidigung unserer Partner". Er könne nicht verstehen, warum der Abzug auf diese Art und Weise vollzogen werde.

Der frühere italienische Regierungschef Matteo Renzi hat den  Rückzug als "historischen Irrtum" kritisiert. "Ich respektiere, aber ich teile die Position Bidens nicht", sagte Renzi in einem Interview der römischen Tageszeitung "La Repubblica" (Sonntag). Washington habe schon unter dessen Amtsvorgänger Donald Trump auf ein Abkommen mit den Taliban gesetzt, aber das sei mit jenen ausgeschlossen.

Kritik an Biden

Auch die direkte Kritik an US-Präsident Joe Biden wird immer lauter.  Nicht nur die oppositionellen Republikaner werfen dem Präsidenten eine katastrophale Afghanistan-Politik vor - schwere Schuldzuweisungen kommen auch von liberalen Medien wie der "Washington Post". Experten warnen, dass Afghanistan zum Schandfleck auf Bidens politischem Erbe werden könnte.

Die durch eine künftige Taliban-Herrschaft zerstörten afghanischen Leben würden das politische Erbe Bidens einst ebenso bestimmen wie "die Dollar und US-Leben, die durch seine Entscheidung vielleicht verschont werden", schrieb die "Washington Post" in einem wütenden Leitartikel. Mit dem überhasteten Truppenabzug habe Biden Fortschritte etwa im Bereich der Mädchenbildung aufs Spiel gesetzt.

Von einem "vermeidbaren Desaster" in Afghanistan sprach der Mehrheitsführer der Republikaner im Senat, Mitch McConnell. Auch Ex-US-Präsident Donald Trump, dessen im Februar 2020 geschlossenes Abkommen mit den Taliban den internationalen Truppenabzug überhaupt erst einleitete, meldete sich zu Wort. Biden habe ein "tragisches Chaos" verursacht, erklärte Trump und fügte in Großbuchstaben hinzu: "Vermisst ihr mich schon?"

Biden: „Afghanen müssen jetzt für sich selbst kämpfen"

Biden selbst ließ bisher keine Reue für seine Abzugsentscheidung erkennen. Der ansonsten für sein empathisches Auftreten bekannte Präsident zeigte sich bei Reporterfragen nach dem Schicksal der Afghanen wiederholt ungerührt. Die Afghanen müssten jetzt für "sich selbst kämpfen", sagte er.

Biden argumentiert mit der US-Verantwortung für die US-Soldaten - und damit, dass das US-Engagement in Afghanistan kostspielig, aber angesichts der Spannungen mit China kaum mehr im strategischen US-Interesse sei. Zudem hätten die USA ihr Ziel erreicht, Al-Kaida zu bekämpfen und mit der Ausbildung von 300.000 Soldaten mehr als genug für Afghanistan getan.

Er sei bereits der vierte US-Präsident, der die Verantwortung über die Truppenpräsenz Afghanistan trage, erinnerte Biden am Samstag. "Ich werde diesen Krieg nicht an einen fünften Präsidenten weitergeben."

(APA/AFP/dpa/Reuters)

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