Analyse

Wird Afghanistan wieder eine Brutstätte des Terrors?

Kämpfer der Taliban.
Kämpfer der Taliban.(c) APA/AFP/WAKIL KOHSAR (WAKIL KOHSAR)
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Für Islamisten ist der US-Militärabzug ein propagandistischer Volltreffer. Obwohl die Taliban anderes behaupten, besteht das Bündnis zwischen ihnen und al-Qaida weiter.

In Afghanistan bewegt sich die Geschichte im Kreis. Die radikalislamischen Taliban haben wieder die Macht übernommen. Sie sind die neuen Herrscher des Landes. Das gleicht einem Sprung zurück in die Zukunft: Die Taliban hatten bereits von 1996 bis 2001 am Hindukusch regiert, bis die USA ihre Herrschaft beendeten. Anlass für die amerikanische Invasion waren die Attentate vom 11. September 2001. Die Terrororganisation al-Qaida hatte sie in Afghanistan unter dem Schutz der Taliban geplant.

Afghanistan war damals eine Brutstätte des internationalen Terrorismus. Al-Qaida organisierte vom Hindukusch aus verheerende Attentate in Kenia, Saudiarabien und im Jemen. Beobachter befürchten, Afghanistan könnte nach der Machtübernahme der Taliban erneut zur Drehscheibe international aktiver Jihadistengruppen werden.

Deutliche Warnung im Sicherheitsrat

Erst im Juli ist in einem Bericht des UN-Sicherheitsrats vor der wachsenden Bedrohung in Afghanistan gewarnt worden: durch das Terrornetzwerk al-Qaida und den Islamischen Staat (IS). „Der afghanische IS-Ableger hat seine Präsenz in einigen Provinzen und rund um Kabul ausgeweitet“, erklärte UN-Generalsekretär António Guterres Anfang August. „Trotz der Verluste an Führungsfiguren und finanziellen Ressourcen.“ Die Autoren des UN-Berichts schätzen die Stärke der Terrormiliz auf 500 bis 1500 Mann, die mittelfristig jedoch auf 10.000 Kämpfer anwachsen könnte. Al-Qaida soll dagegen nur über 500 bis 800 Gotteskrieger verfügen.

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