Analyse

Russlands gefährlicher Flirt mit den Taliban

Taliban-Vertreter Abdul Latif Mansoor (links), Shahabuddin Delawar (Mitte) und Suhail Shaheen bei einer Pressekonferenz in Moskau am 9.  Juli 2021.
Taliban-Vertreter Abdul Latif Mansoor (links), Shahabuddin Delawar (Mitte) und Suhail Shaheen bei einer Pressekonferenz in Moskau am 9. Juli 2021.REUTERS
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Moskau sieht in den Taliban Terroristen und Verhandlungspartner zugleich. Noch dominiert Häme wegen des Scheiterns der USA. Doch „keine afghanische Grenze wird diese Dschihadisten aufhalten“, meint Afghanistan-Forscher Serenko.

Noch vor wenigen Tagen hatte sich Samir Kabulow, Russlands Sondergesandter für Afghanistan-Fragen, gelassen gegeben. „Wir fühlen uns in Sicherheit“, sagte er angesichts des Vormarsches der Taliban in Afghanistan. Da hatten europäische Staaten und die USA ihre Diplomaten bereits nach und nach aus Kabul ausgeflogen. Russland aber, das eine zwiespältige Haltung zu den Taliban pflegt, gab sich standhaft – bis Kabulow am Montag erklärte, dass nun auch Teile der Belegschaft der russischen Botschaft aus Afghanistan abgezogen würden.

Man wolle „nicht zu viel Präsenz“ zeigen, sagte er in Moskau und betonte noch einmal, dass mit Vertretern der Taliban gesprochen werde. An diesem Dienstag soll offenbar der russische Botschafter in Kabul den „Sicherheitskoordinator“ der Taliban treffen. Danach werde entschieden, ob Moskau die Taliban als Regierung anerkennt. Das hänge vom „Verhalten“ der Taliban ab, sagte Kabulow.

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