Morgenglosse

Wiens polarisierender, aber sinnvoller Sonderweg

Peter Hacker
Peter HackerAPA/HERBERT NEUBAUER
  • Drucken

Die Stadt will die Corona-Maßnahmen verschärfen: Nur mehr Geimpfte sollen Freizeit- und Sporteinrichtungen betreten dürfen.

Bei den Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie schert Wien (wieder einmal) aus. Nachdem Bürgermeister Michael Ludwig bereits im Juli beschlossen hatte, bei den großen Lockerungsschritten der Bundesregierung nicht mitzuziehen, will der Wiener Bürgermeister auch bei aktuell stark steigenden Zahlen einen strengeren Weg als andere Bundesländer gehen. Dazu erklärte Ludwigs Gesundheitsstadtrat Peter Hacker: Künftig sollen nur Geimpfte Sport- und Freizeiteinrichtungen in Wien besuchen dürfen. Diese Einrichtungen wurden zusätzlich aufgefordert, die „1G“-Regelung sofort freiwillig umzusetzen – noch bevor eine geplante Verordnung Wiens existiert.

Dieser Plan polarisiert. Die eine Seite sieht eine unnötige Schikane, weil andere Bundesländer diesen Schritt nicht mitgehen (obwohl einige damit sympathisieren, sich aber eine österreichweite Regelung wünschen). Andere sprechen von gelebter Verantwortung für die Stadtbevölkerung, die den steigenden Zahlen geschuldet ist, weil die Bundesregierung keine österreichweite Regelung erlässt.

Strenge Kontrollen in Wien, dem Bundesland mit den österreichweit höchsten Zahlen, sind für alle unangenehm, aber notwendig. Die Zahlen steigen weiter, die Alternative wäre später dann nur das Ziehen der Reißleine –  also ein neuer Lockdown, was niemand will. Nicht einmal die Gastronomie, die gegen die „1G“-Regelung auf die Barrikaden steigt.

Es gibt noch einen anderen Aspekt: Die Wiener Maßnahmen sind sehr effektiv, strahlen sie doch über die Stadt hinaus – sie entfalten ihre Wirkung auch in den angrenzenden Bundesländern, von denen zahlreiche Bewohner in Wien arbeiten bzw. sich in Wiener Freizeiteinrichtungen entspannen. Es ist daher eine Möglichkeit, den Anstieg der Zahlen zu bremsen – damit es in der Ostregion nicht wieder heißt: „Leider geschlossen!“

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Trotz einer Vielzahl von Impfaktionen ist die Impfbereitschaft zu niedrig.
Covid-19

Fehlende Impfkampagne? "Niemand will unpopuläre Dinge als erster in den Mund nehmen"

Die Regierung müsste angesichts der niedrigen Impfbereitschaft in Österreich „ihre eigene Geschichte vom schönen Sommer" nun plötzlich abändern, so Politologe Filzmaier. Nur: Wer tut das schon gern?
„Nur ein kleiner Stich, dann hat sich's schon.“ Mit diesen Worten ruft Bundespräsident Van der Bellen nun zum Impfen auf.
Aufgaben

Corona: Was die Politik klären muss

Dass der Bundespräsident vor Beginn des Herbsts zum Impfen aufruft, kommt nicht von ungefähr. Überhaupt warten nun – vor allem auf die Regierung – wichtige Entscheidungen.
"Es gibt nicht die neue Superregel", sagt Wolfgang Mückstein.
Corona

Mückstein sieht zwei Voraussetzungen für 1G-Regel

Um Ungeimpften den Zutritt zu bestimmten öffentlichen Räumen zu verbieten, müsse schon eine "gewisse Dramatik" da sein, betont der Gesundheitsminister.
CORONA: 'PRAeSENTATION NEUER GUIDELINES FUeR AeRZT:INNEN' / MUeCKSTEIN
Corona

Ab Herbst nur noch 1-G? Mückstein sagt: Vielleicht

Am Sonntag wollte Wolfgang Mückstein noch nicht über Einschränkungen für Ungeimpfte sprechen. Am Dienstag wurde er doch konkreter. Laut Gesundheitsministerium ist aber noch nicht fix, was ab Herbst gelten wird.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.