Salzburger Festspiele

"Intolleranza" in Salzburg: Drama der gequälten Leiber

Das Leibhaftige der Flucht: Luigi Nonos „Intolleranza 1960“, inszeniert von Jan Lauwers, bei den Salzburger Festspielen in der Felsenreitschule.
Das Leibhaftige der Flucht: Luigi Nonos „Intolleranza 1960“, inszeniert von Jan Lauwers, bei den Salzburger Festspielen in der Felsenreitschule. APA/Barbara Gindl
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Luigi Nonos „Intolleranza 1960“ peinigt in der Felsenreitschule Aug und Ohr, zerrt an den Nerven – und ist deshalb schlicht großartig.

Platzt da die Realität in die dem schönen Schein verpflichtete Welt der Oper hinein? Hat sich ein Eindringling Zugang in die Felsenreitschule verschafft und sich im Dunkel auf die Bühne gestohlen? Ein armer Teufel offenbar, verwirrt, der verzweifelt auf sich aufmerksam machen muss, gerade an diesem Ort, vor diesem Publikum. Also schubst er ein paar Notenpulte um, Schlaginstrumente krachen. Aber wozu hat man Security? Der Gewalttäter wird arretiert, die Störung beseitigt. Alles in Ordnung, das Spiel kann beginnen.

Realität und schöner Schein: Beides wird an diesem starken, deshalb zugleich kurzen wie langen, manchmal gehörig an den Nerven zerrenden Abend verneint, beidem verweigert sich diese Deutung. Der Minieklat gehört selbstredend schon zur Inszenierung und wirkt gerade deshalb irritierend nach, weil er nicht ausgewalzt wird, sondern rasch beseitigt: Wir sind so schnell geworden im Ausblenden des Unangenehmen, vom Flüchtlingselend bis zu Klimakatastrophen, von der Pandemie bis zu den Taliban.

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