Die Regierung in Peking geht auf Kuschelkurs mit den Taliban. Dabei nimmt China die Islamisten vor allem als Sicherheitsrisiko wahr und fürchtet Rückwirkungen auf die Uiguren-Provinz Xinjiang.
Für chinesische Verhältnisse ungewöhnlich rasch hat Peking die neuen politischen Gegebenheiten in Afghanistan anerkannt. „Wir respektieren die Entscheidung des afghanischen Volkes“, verkündete die Sprecherin des Pekinger Außenministeriums, Hua Chunying, am Montagnachmittag. Ihre Worte klingen, als hätte es in Kabul einen Urnengang gegeben.
Die Staatsmedien kommentierten den Umsturz in Kabul höhnisch. Die Volkszeitung der KP befand, die Afghanen seien von den Amerikanern „wie Müll entsorgt“ worden. Die „Global Times“ schrieb, die USA seien nun endgültig auf dem „Friedhof der Weltmächte gelandet“. Und die sonst auf Zurückhaltung bedachte Nachrichtenagentur Xinhua schrieb auf Twitter vom „bombenwerfenden Uncle Sam“, der sich nun fragen würde: „Why can't even 20 bombs a day keep the Taliban away?”
Dabei ist den Parteikadern in Peking sicher nicht zum Lachen zumute. Denn für China stellt die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan ein großes Risiko dar. Beide Länder teilen nämlich eine 76 Kilometer lange Grenze, die ausgerechnet entlang der muslimisch geprägten Krisenprovinz Xinjiang verläuft; dort also, wo China Hunderttausende Uiguren in Umerziehungs- und Straflagern interniert hat. Es wäre ein Super-GAU für die Volksrepublik, wenn militante Anhänger der Uiguren nun in Afghanistan Schlupflöcher fänden, um unter der schützenden Hand der Taliban aus dem Exil eine Widerstandsbewegung zu organisieren.