Leitartikel

Die Taliban halten sich nicht an die außenpolitische 3-G-Regel der EU

A member of Taliban forces inspects the area outside Hamid Karzai International Airport in Kabul
A member of Taliban forces inspects the area outside Hamid Karzai International Airport in KabulREUTERS
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Gut zureden, Geld überweisen, Grenzen dicht machen – die Europäer müssen den Umgang mit ihrer turbulenten Nachbarschaft neu denken.

Wer wissen will, wie Weltpolitik zum Fremdschämen aussieht, hat dieser Tage in Afghanistan genug Anschauungsmaterial zur Verfügung – und wie so oft gelingt es Josep Borrell, aus der Fülle der Fallbeispiele hervorzustechen. Mit einer ans Traumwandlerische grenzenden Sicherheit klaubt der Hohe Vertreter der Europäischen Union die garantiert falschen Worte zur garantiert falschen Zeit aus dem diplomatischen Setzkasten und beweist immer wieder aufs Neue, dass die Außenpolitik der EU weniger wert sein kann als die Summe ihrer Einzelteile.

Die Warnung vor einer internationalen Isolation, die Borrell jüngst an die Taliban richtete, ist eine derart atemberaubende Themaverfehlung, dass man nur staunen kann. Um den Sachverhalt für alle verständlich zu machen: Die afghanischen Gotteskrieger sehen die Abkapselung vom Rest der Welt nicht als Drohung, sondern als Verheißung. Der einzige Aspekt der Globalisierung, mit dem sie gut leben können, ist der globale Opiumhandel, der ihren Feldzug gegen das 21. Jahrhundert mitfinanziert. Aber wer weiß: Vielleicht geben die Taliban am Ende des Tages doch noch klein bei, wenn man in Europa aufs Ganze geht und ihnen androht, sie von der Münchner Sicherheitskonferenz und dem Weltwirtschaftsforum in Davos auszuladen.

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