Verkehr

Klimaticket startet am 26. Oktober - ohne Wien, Niederösterreich und Burgenland

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Zug bei Gundhabing Kitzb�hel Tirol �sterreich Train near Kitzb�hel Tyrol Austria BLWX047424 Co(c) imago/blickwinkel (imago stock&people)
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Verträge mit sechs Bundesländern, den ÖBB, der Westbahn und Regionalbahnen für neue Öffi-Ticket sind fix. Mit der VOR-Region wird noch verhandelt. Oberösterreich bekommt zudem ein Regionalticket.

Das Leuchtturmprojekt der Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) ist endlich auf Schiene: Das österreichweite 1-2-3-Ticket, nun „Klimaticket Österreich“ genannt, startet am Nationalfeiertag am 26. Oktober. Verträge mit sechs Bundesländern, den ÖBB, der Westbahn und Regiojet sind bereits fix - offen ist noch der Verkehrsverbund Ostregion (VOR), zu dem die Bundesländer Wien, Niederösterreich und Burgenland gehören.

Das bedeutet, dass in diesen Bundesländern noch nicht mit allen Verkehrsmitteln mit dem neuen Ticket gefahren werden kann. So sind zwar alle Züge der ÖBB inklusive der S-Bahn in Wien, der Westbahn oder Regiojet schon inkludiert, in regionalen Bussen in der Ostregion oder etwa den Wiener Linien gilt das neue Ticket noch nicht. In den anderen Bundesländern, also Salzburg, Oberösterreich, Tirol, Vorarlberg, Kärnten und Steiermark kann mit dem neuen Klimaticket in allen öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren werden.

„Die Zeit des Wartens ist vorbei“, freute sich Gewessler am Donnerstag, als sie die Details zum neuen Klimaticket gemeinsam mit dem oberösterreichischen Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) in Linz vorstellte. Gewessler zeigte sich zuversichtlich, dass auch die Ostregion bald beim österreichweiten Klimaticket dabei sein werden. Unter Umständen werde es sich sogar bis zum 26. Oktober ausgehen, sie wolle aber den laufenden Verhandlungen nicht vorgreifen. Sobald Wien, Niederösterreich und Burgenland die Verträge unterzeichnen, wird das Ticket automatisch auf diese Regionen erweitert.

'NAeCHSTE SCHRITTE ZUM KLIMATICKET': GEWESSLER
'NAeCHSTE SCHRITTE ZUM KLIMATICKET': GEWESSLERAPA/ROLAND SCHLAGER

Zu kaufen gibt es das Ticket ab 1. Oktober. Im Vorverkauf bis 26. Oktober wird es einen Rabatt geben. Statt den regulären 1095 Euro wird das Klimaticket 949 Euro und für alle unter 26 Jahren, Senioren und Menschen mit Behinderung 699 Euro kosten.

Oberösterreich bekommt Regionalticket

In einem nächsten Schritt sollen die regionalen Stufen des Klimatickets umgesetzt werden. Also eigene Tickets für einzelne Bundesländer sowie ein Ticket für zwei Nachbarbundesländer. Vorarlberg, Tirol und Salzburg haben bereits Flächentickets für das jeweilige Bundesland eingeführt. Stelzer verkündete, dass Oberösterreich ebenfalls am 26. Oktober mit einem regionalen Ticket starten werde. Dieses wird 365 Euro kosten, ausgenommen sind allerdings Linz, Wels oder Steyr. Nimmt man eine dieser Kernzonen dazu, kostet das Ticket jährlich 604 Euro. Das Ticket für das Bundesland plus alle drei Kernzonen wird 695 Euro kosten.

Kosten zahlt der Bund

Die österreichweite Stufe wird zur Gänze vom Bund bezahlt. Im ersten vollen Jahr (2022) sind dafür 150 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt vorgesehen, für das heurige Jahr sind 96 Millionen Euro budgetiert.

Ursprünglich war die Netzkarte mit drei Stufen als 1-2-3-Ticket geplant gewesen. Vorgesehen war in der 3er-Stufe, um 1095 Euro im ganzen Land mit allen Öffis fahren zu können. Weiters war geplant gewesen, um einen Euro pro Tag in einem Bundesland (365 Euro) und um zwei Euro pro Tag in einem und im Nachbarbundesland (730 Euro) unterwegs zu sein. Die regionalen Tickets gibt es nunmehr bereits in fünf Bundesländern. In Wien kostet es 365 Euro, in Vorarlberg gibt es dieses um 385 Euro, in Salzburg um 595 Euro und in Tirol um 509,40 Euro.

Schwierige Verhandlungen mit VOR

Es war eine schwierige Geburt für das Ticket - und ist es auch weiterhin. Vor allem die Verhandlungen mit dem Verkehrsverbund Ostregion (VOR) gestalteten sich kompliziert. Dieser forderte noch im Juli, alle Varianten von 1-2-3 gleichzeitig einzuführen. Der Grund: 60 Prozent des öffentlichen Verkehrs bewege sich im Regionalverkehr. Eine spätere Einführung der Regionaltickets wäre eine Benachteiligung der VOR-Kunden. Zudem wurde der Wunsch geäußert, Niederösterreich und das Burgenland zu einer Region zusammenzufassen, damit die vom Burgenland zum Arbeitsplatz nach Wien pendelnden Menschen nicht benachteiligt würden, die sonst ja für drei Bundesländer zu zahlen hätten.

Doch es geht bei den Verhandlungen auch ums Geld: Der VOR rechnet damit, dass ihm durch das 1-2-3-Ticket über hundert Millionen Euro an Einnahmen ausfallen. Das Ministerium wollte bisher allerdings nur 43,7 Millionen Euro als Kompensation für die Region zur Verfügung stellen. Deshalb verweigerten die Länder bisher die Unterschrift. 

VOR „verwundert“, Burgenland empört

Am Mittwoch reagierte VOR mit „Verwunderung über die Vorgehensweise“ auf die Ankündigung des Klimatickets. In einer Aussendung wurde auch geschrieben, dass das Ticket im Regional- und Nahverkehr in der Ostregion nicht gelten wird. Diese Rechtsmeinung stellte das Verkehrsministerium umgehend in Abrede und verwies auf eine nun erlassene Verordnung zum Klimaschutzgesetz.

Verwiesen wurde auch auf noch "fehlende Kernpunkte" bei den Verhandlungen für das österreichweite Ticket. Einmal mehr forderte VOR die gleichzeitige Umsetzung aller drei Varianten sowie mehr Geld. Denn der vorgesehene Finanzierungsbeitrag würde bei Weitem nicht ausreichen. Bereits vor Monaten habe man dem Verkehrsministerium den "konkreten Lösungsvorschlag inklusive benötigter Finanzierung für die Ostregion" vorgelegt. Eine finale Lösung steht jedoch noch aus.

Auch Niederösterreich rechtfertigte die zögerlichen Verhandlungen. "Die größte Tarifreform aller Zeiten muss auf allen Tarifstufen finanziell und organisatorisch gut durchdacht sein,“ sagte Mobilitätslandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP). Kritik an der Landesregierung kam von der SPÖ, den Grünen und den Neos.

Aus dem Burgenland kam ebenfalls Kritik - allerdings an der Verkehrsministerin: "Die Vorgehensweise der Ministerin Leonore Gewessler (Grüne) ist schon mehr als hinterfragenswert", denn die Verkündung sei nicht abgesprochen gewesen, so Landesrat Heinrich Dorner (SPÖ) in einem Statement. "Wir haben immer gesagt, dass wir für die Einführung des Klimatickets sind, aber wir sind noch mitten in den Verhandlungen." Offene Fragen müssten gemeinsam geklärt werden, forderte Dorner: "Eine Politik des Drüberfahrens wird zu keinem Ziel führen." Wichtig sei, dass es eine Lösung gibt, von der die Pendler aller Bundesländer gleichermaßen profitieren, betonte der Landesrat.

>> www.klimaticket.at

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