Umfrage

Deutsche SPD überholt Grüne und rückt dicht an Union heran

Kann Olaf Scholz (li.) doch Angela Merkel im Kanzleramt in Berlin nachfolgen? Bei einer hypothetischen Direktwahl wäre ihm der Sieg derzeit wohl nicht zu nehmen.
Kann Olaf Scholz (li.) doch Angela Merkel im Kanzleramt in Berlin nachfolgen? Bei einer hypothetischen Direktwahl wäre ihm der Sieg derzeit wohl nicht zu nehmen.APA/AFP/POOL/MICHAEL SOHN
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Es zeichnet sich ein enges Rennen der drei führenden Parteien an. SPD-Kanzlerkandidat Scholz baute seinen Vorsprung aus - gäbe es eine Direktwahl des Kanzlers.

Mit nahender Bundestagswahl in Deutschland (26. September), häufen sich auch die Umfragen über einen möglichen Wahlausgang. Und sie zeigen, der vor wenigen Wochen noch kaum erwartete Dreikampf zwischen SPD, Grünen und Union spitzt sich zu. Die Sozialdemokraten in Deutschland holen in der Gunst der Wähler auf. Das Meinungsforschungsinstitut Forsa sieht die SPD jetzt an den Grünen vorbeiziehen und dicht an die Union aus CDU und CSU heranrücken.

Die Sozialdemokraten um Kanzlerkandidat Olaf Scholz gewinnen im RTL/ntv-Trendbarometer gegenüber der Vorwoche zwei Prozentpunkte hinzu und liegen mit 21 Prozent nur noch zwei Punkte hinter der Union, die bei 23 Prozent verharrt. So dicht hatten sie auf CDU und CSU zuletzt im März 2017 aufgeschlossen, als ihnen die Nominierung des letztlich gescheiterten Kanzlerkandidaten Martin Schulz vorübergehend Aufschwung verlieh.

Die Grünen mit ihrer Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock verlieren einen Punkt und rangieren nun bei 19 Prozent. Die SPD hatte bereits vor zwei Tagen in der Erhebung des Insa-Instituts die Grünen überholt, lag da aber noch deutlich hinter der Union.

Kleinparteien unverändert

Die Forsa-Werte der anderen Bundestagsparteien änderten sich nicht: FDP 12 Prozent, AfD 10 und Linke 6. Die sonstigen kleineren Parteien erreichen zusammen weiterhin 9 Prozent, aber keine von ihnen kommt in die Nähe der 3-Prozent-Marke. Die Zahl der Nichtwähler und Unentschlossenen liegt bei 26 Prozent und damit über dem Anteil der Nichtwähler bei der Bundestagswahl 2017 (23,8). Gewählt wird am 26. September,

Rechnerisch könnten der Mitteilung zufolge CDU/CSU und SPD das Kanzleramt beanspruchen, nicht aber die Grünen. Die deutlichste Mehrheit hätte eine Koalition aus Union, SPD und FDP. Auch ein Bündnis von Union, Grünen und FDP oder von SPD, Grünen und FDP wäre möglich. Eine nur knappe Mehrheit hätte derzeit auch ein rot-rot-grünes Links-Bündnis.

Kanzler-Frage rein theoretisch

In der Frage nach einer nur rein theoretischen Kanzler-Direktwahl kann SPD-Kandidat Scholz seinen Vorsprung ausbauen. Er gewinnt gegenüber der Vorwoche drei Prozentpunkte hinzu und liegt jetzt mit 29 Prozent weit vor Unionskanzlerkandidat Armin Laschet (unverändert 12) und Grünen-Kandidatin Baerbock (15; minus 1). Auch bei den früheren Unionswählern liegt Scholz (27) vor Laschet (24).

Ein Viertel der Wahlberechtigten, die derzeit eine andere Partei als die Union favorisieren, gaben an, bei einem Wechsel der Kanzlerkandidatur von CDU-Chef Laschet zu CSU-Chef Markus Söder doch lieber CDU oder CSU zu wählen. Wenn nur die Hälfte ihre Ankündigung wahr machen würde, käme die Union auf 33 Prozent, erklärte Forsa.

Wahlumfragen sind generell immer mit Unsicherheiten behaftet. Unter anderem erschweren nachlassende Parteibindungen und immer kurzfristigere Wahlentscheidungen den Meinungsforschungsinstituten die Gewichtung der erhobenen Daten. Grundsätzlich spiegeln Umfragen nur das Meinungsbild zum Zeitpunkt der Befragung wider und sind keine Prognosen auf den Wahlausgang.

(APA/dpa)

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