Inflation

Nahrungsmittel werden bald teurer

Lidl Österreich
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Die Preise stiegen im Juli um 2,9 Prozent, vor allem Verkehr und Wohnen wurden teurer. Bei den Nahrungsmitteln steht die Preissteigerung noch bevor, warnt ein Wifo-Experte.

Auch im Juli lag die Teuerung in Österreich deutlich über den Werten vor der Coronakrise. Die Inflationsrate stieg auf 2,9 Prozent, nachdem sie im Juni 2,8 Prozent betragen hatte. Ausschlaggebend für den Anstieg der Teuerung waren Verkehr und Wohnen, teilte die Statistik Austria am Mittwoch mit. Ausgaben für Verkehr stiegen um 8,1 Prozent, Flugtickets wurden gar um 23,6 Prozent teurer. Ohne höhere Ausgaben für Verkehr und Wohnen hätte die Inflation 1,2 Prozent betragen. Gegenüber dem Vormonat Juni stieg das durchschnittliche Preisniveau um 0,3 Prozent.

Die meisten Experten gehen davon aus, dass die hohe Inflation nicht von langer Dauer sein wird. Nachdem im vorigen Jahr zu Beginn der Krise die Preise vor allem bei Öl, Gas und Strom massiv gesunken sind, findet jetzt eben die Gegenbewegung statt. Es komme also de facto zu einer Normalisierung. Auch wenn die Zahlen ziemlich beängstigend sind. Treibstoffe verteuerten sich im Juli im Vergleich zum Vorjahr um 21,6 Prozent. Auch Autoreparaturen verteuerten sich um 4,3 Prozent, gebrauchte Fahrzeuge kosteten um 3,8 Prozent mehr, neue um 2,8 Prozent.

Wohnen ist weiterhin Preistreiber

Das Wohnen war vor der Krise ein großer Preistreiber und ist es auch heute. Wohnung, Wasser, Energie verteuerten sich um durchschnittlich drei Prozent. Die Haushaltsenergiepreise stiegen durchschnittlich um 7,1 Prozent. Dazu trugen Teuerungen für Heizöl (+28,2 Prozent) sowie für Strom (+5,3 Prozent) bei. Die Preise für Gas stiegen um 4,5 Prozent, jene für Fernwärme um 2,7 Prozent und jene für feste Brennstoffe um 1,7 Prozent. Die Instandhaltung von Wohnungen kostete durchschnittlich um 3,8 Prozent mehr. Mieten stiegen um 1,2 Prozent.
Für Restaurants und Hotels musste durchschnittlich um 3,3 Prozent mehr bezahlt werden. Die Preise des Mikrowarenkorbs, der überwiegend Nahrungsmittel, aber auch Tageszeitungen oder den Kaffee im Kaffeehaus enthält und den täglichen Einkauf widerspiegelt, stieg im Jahresvergleich um 2,1 Prozent. Das Preisniveau des Miniwarenkorbs, der einen wöchentlichen Einkauf abbildet und neben Nahrungsmitteln und Dienstleistungen auch Treibstoffe enthält, stieg im Jahresabstand um 6,1 Prozent.

Verwerfungen bei Lieferketten

Josef Baumgartner ist Experte des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo. Neben den gestiegenen Ölpreisen seien auch Verwerfungen in den Lieferketten und die starke Konjunktur für die hohe Inflation verantwortlich. „Wenn chinesische Häfen wegen Coronafällen gesperrt werden und sich der Transport dadurch verzögert, wird dieser teurer. Dazu kommt ein Mangel an Containern, um der vermehrten Fracht in der sehr gut erholten Konjunktur Herr zu werden“, sagt Baumgartner. Die starke Konjunktur sorge zudem auch für eine vermehrte Nachfrage nach Energie in der Industrie und Treibstoffen für den Transport. Dies alles seien Faktoren, auf welche die Europäische Zentralbank (EZB) wenig Einfluss habe.


Die EZB hat ein Inflationsziel von zwei Prozent ausgegeben. Greife sie jetzt ein, drohte ein Bremsen der Konjunktur samt negativen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, erklärt Baumgartner. Eine Zinssteigerung würde die Nachfrage sowie die Konsum- und Investitionsbereitschaft drücken, aber keinen Einfluss auf den Rohölpreis und damit die Energiekosten sowie die Lieferkosten haben. Es gehe also um eine Abwägung zwischen höheren Preissteigerungen gegenüber einer konjunkturellen Abschwächung samt höherer Arbeitslosigkeit.
Und wie lang müssen sich Konsumenten mit steigenden Preisen abfinden? Bei manchen Gütern stehe die Teuerung noch bevor, warnt der Ökonom. „Ein bisserl eine Überraschung sind die Nahrungsmittelpreise, die nach wie vor moderat steigen“, sagte er. Ein Blick auf die internationalen Märkte für agrarische Rohstoffe verheiße nichts Gutes. Baumgartner rechnet damit, dass die Preise für Nahrungsmittel im weiteren Jahresverlauf und 2022 zulegen werden. Brot und Gebäck werde schon sehr bald teurer.


Dass die Inflation in Deutschland mit 3,8 Prozent deutlich höher ausgefallen ist als in Österreich, habe einen einfachen Grund, sagt Baumgartner. In Deutschland ist die vorübergehende Mehrwertsteuersenkung ausgelaufen. Abgesehen davon habe die Inflation dieselben Gründe wie auch bei uns. Im Euroraum erhöhten sich die Verbraucherpreise um 2,2 Prozent, also deutlich geringer als in Österreich oder Deutschland. (red./APA)

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