Nach der Machtübernahme der afghanischen Taliban steigt in Europa die Sorge vor einer neuen Flüchtlingswelle. Die Anrainerstaaten auf der Balkanroute sind kaum gewappnet. Viel hängt davon ab, wie sich die Türkei verhält.
Die Schreckensbilder aus Afghanistan wirken fern, aber sind den Bewohnern der Balkanstaaten doch merkwürdig vertraut. Die Aufnahmen von in Panik und in Todesangst flüchtenden Menschen rufen in den ex-jugoslawischen Staaten nicht nur traumatische Erinnerungen an das blutige Kriegsjahrzehnt der 90er Jahre wach. Auch der Massenexodus der endlosen Kolonnen von syrischen Kriegsflüchtlingen über die sogenannte Balkanroute vor fünf Jahren ist den Anrainerstaaten in unguter Erinnerung geblieben.
Von einer „neuen Gefahr für den Balkan“, schreibt beunruhigt die Belgrader Tageszeitung „Blic“ nach der Machtübernahme der Taliban in Kabul: „Droht Serbien eine neue Migrationskrise?“ Im Ton gelassener, aber ähnlich besorgt blickt im benachbarten Bosnien und Herzegowina der Direktor der Ausländerbehörde Slobodan Ujic den kommenden Monaten entgegen: „Nach all dem, was wir in Afghanistan sehen, ist es natürlich, einen erhöhten Zustrom von Migranten zu erwarten.“