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Umfrage-Debakel: Laschet muss wieder beteuern, Kanzlerkandidat zu bleiben

Der Machtkampf zwischen Söder und Laschet schien entschieden, doch schlechte Umfragewerte heizen die Diskussion kurz vor der Wahl wieder an.
Der Machtkampf zwischen Söder und Laschet schien entschieden, doch schlechte Umfragewerte heizen die Diskussion kurz vor der Wahl wieder an.REUTERS
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Einen Monat vor der deutschen Bundestagswahl spricht ausgerechnet der bayerische Ministerpräsident Söder von einem „dramatischen Trend“ und Unions-Kanzlerkandidat Laschet muss Fragen abwehren, ober er Söder nicht doch den Vortritt lassen möchte.

CSU-Chef Markus Söder hat am Donnerstag bei einer Präsidiumssitzung seiner Partei angesichts schlechter Umfragewerte der Union aus CDU und der bayerischen Schwesterpartei CSU vor der Bundestagswahl in Deutschland im September Alarm geschlagen. Das will die Deutsche Presse-Agentur aus Teilnehmerkreisen erfahren haben.

Nach einer neuen Umfrage habe die Union nur noch einen Prozentpunkt Vorsprung.Söder sprach den Angaben zufolge von einem Trend, der "dramatisch" sei. Es sei nicht sicher, wie es weitergehe, habe Söder gesagt. Es bestehe nach der Wahl die Gefahr einer Ampel-Koalition (SPD, FDP und Grüne) oder eines Linksbündnisses.

Der CDU-Vorsitzende Armin Laschet sah am Mittwoch trotz bröckelnder Umfragewerte keinen Anlass für einen Verzicht auf seine Kanzlerkandidatur für die deutsche Parlamentswahl am 26. September. "CDU und CSU haben klar entschieden", sagte Laschet am Mittwoch bei einem Wahlkampftermin in Oldenburg auf die Frage, ob er erwäge, zugunsten des bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Chefs Markus Söder zurückzuziehen.

"Ich kommentiere keine guten Umfragen und keine schlechten Umfragen, ich bin im Wahlkampf", sagte Laschet. "Ich habe Respekt vor den Wählern, die am 26. September eine Richtungsentscheidung für Deutschland fällen."

Machtkampf quälte Union wochenlang

Laschet hatte sich in einem kurzen, aber harten Kampf um die Kanzlerkandidatur der Union - also dem Verbund aus CDU und ihrer bayerischen Schwesterpartei CSU - gegen Söder durchgesetzt, obwohl dieser damals schon bessere Umfragewerte hatte. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) tritt nach fast sechzehn Jahren als Regierungschefin bei der Parlamentswahl nicht mehr an.

In einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa sagte ein Viertel der Befragten, die derzeit nicht CDU oder CSU wählen wollen, sie würden bei einem Kandidaten Söder doch für die Union stimmen. Wenn nur die Hälfte dieser Wähler ihre Ankündigung wahr machte, käme die Union auf 33 Prozent, rechnete das Institut vor.

Insgesamt zog auch bei Forsa die SPD an den Grünen vorbei und rückte dicht an die Union heran. Die Sozialdemokraten um Kanzlerkandidat Olaf Scholz gewinnen im RTL/ntv-Trendbarometer gegenüber der Vorwoche zwei Prozentpunkte hinzu und liegen mit 21 Prozent nur noch zwei Punkte hinter der Union, die bei 23 Prozent verharrt. Die Grünen mit ihrer Spitzenkandidatin Annalena Baerbock verlieren einen Punkt und rangieren nun bei 19 Prozent. Die SPD hatte bereits vor zwei Tagen in der Erhebung des Insa-Instituts die Grünen überholt, lag da aber noch deutlich hinter der Union.

Am Donnerstag war außerdem eine Umfrage des Instituts Kantar veröffentlicht worden, derzufolge die Union bei 22 Prozent liegt, dicht gefolgt von der SPD mit 21 Prozent. "Man kann es drehen, aber leicht ist es nicht", wurde Söder zitiert. Er selbst helfe gerne und bekomme aus ganz Deutschland Aufforderungen, mehr zu tun.

Wahlumfragen sind generell immer mit Unsicherheiten behaftet. Unter anderem erschweren nachlassende Parteibindungen und immer kurzfristigere Wahlentscheidungen den Meinungsforschungsinstituten die Gewichtung der erhobenen Daten. Grundsätzlich spiegeln Umfragen nur das Meinungsbild zum Zeitpunkt der Befragung wider und sind keine Prognosen auf den Wahlausgang.

(APA/dpa)

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