Coronavirus

Kaum Geimpfte auf Intensivstationen

Neun von zehn Coronapatienten in Wiener Spitälern sind nicht oder erst einmal geimpft. Auf den Intensivstationen seien vollständig Geimpfte „die absolute Ausnahme“.

Die Stadt Wien hat erstmals die unterschiedlichen Inzidenzen unter Berücksichtigung des Impfstatus erhoben. Das Ergebnis: Gleich zwölfmal höher ist die Sieben-Tage-Inzidenz unter jenen, die nicht vollständig geimpft sind. Intensivmediziner haben am Freitag erneut zur Coronaimpfung aufgerufen.

Am Stichtag 18. August waren in Wien 94 Prozent der Coronapatienten auf Intensivstationen nicht geimpft oder von einer Immunsupprimierung – das ist die Unterdrückung des körpereigenen Abwehrsystems – betroffen. Als vollimmunisiert gelten Personen mit zwei Impfstichen nach Ablauf von 21 Tagen nach dem zweiten. Von den 16 Intensivpatienten war am Stichtag einer vollimmunisiert, zwölf waren ungeimpft, einer erst teilimmunisiert und zwei zwar bereits fertig geimpft, aber immunsupprimiert. Das Durchschnittsalter betrug 61,3 Jahre.
In Normalbehandlung waren am 18. August 85,7 Prozent der Coronapatienten in Wiener Spitälern ungeimpft, weitere 5,4 Prozent nur teilimmunisiert. Hier waren die Patienten im Schnitt 54,2 Jahre alt.

Grafik: Stadt Wien

Trend österreichweit eindeutig

„Jede und jeder, die oder der nicht geimpft ist, wird sich letztlich infizieren“, betonte Walter Hasibeder, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (Ögari), am Freitag. Intensivpflichtige Geimpfte mit Covid-19 seien „die absolute Ausnahme“. Dementsprechend müsse die österreichweite Impfquote von 57 Prozent dringend erhöht werden.

"Wir betreuen heute 72 Covid-19-Patientinnen und -Patienten an den österreichischen Intensivstationen und 301 insgesamt stationär", sagte Hasibeder. "Wer sich impfen lässt, ist optimal gegen schwere Krankheitsverläufe geschützt."

Vor genau einem Jahr waren es mit 95 hospitalisierten Covid-Patientinnen und -Patienten, davon 21 intensivpflichtig, weniger als ein Drittel der heutigen Belagszahlen. "Allein in den vergangenen drei Wochen hat sich die Zahl der stationär aufgenommenen Erkrankten mit schwerem Covid-Verlauf verdreifacht, jene auf den Intensivstationen verdoppelt", betonte Hasibeder.

Dritte Teilimpfung erwünscht

Eine dritte Teilimpfung im Herbst begrüßt Hasibeder. "Wir wissen aus internationalen Daten, dass vor allem bei älteren Menschen nach einer bestimmten Zeit die Antikörpertiter wieder sinken", so Hasibeder. "Wollen wir also im kommenden Winter nicht wieder gerade in dieser besonders vulnerablen Gruppe vermehrt schwere Verläufe sehen, ist die Auffrischung sehr wichtig."

Die mit der vierten Welle und einer unzureichenden Durchimpfung einhergehenden Gefahren skizzierte der Ögari-Präsident anhand von US-Südstaaten wie Alabama, wo die Impfrate deutlich niedriger ist als im nationalen Durchschnitt und die Intensivkapazitäten bereits wieder ausgeschöpft sind. Auch in der Schweiz drohe angesichts stark steigender Infektions- und stagnierender Impfzahlen ein massives Risiko für die Versorgungskapazitäten.

Alle elf steirischen Corona-Intensivpatienten ungeimpft

Das Land Steiermark hat am Freitag erstmals Zahlen über den Impfstatus der corona-positiven Intensivpatientinnen und -Patienten bekannt gegeben: Mit Stand Freitag mussten elf Personen mit Covid-19 intensivmedizinisch in einem fondsfinanzierten Krankenhaus der Steiermark betreut werden. Keiner von ihnen ist geimpft, sagte Virologe Bernhard Haas von der Krankenanstaltengesellschaft (KAGes). Von den 33 weiteren corona-positiven Patienten auf Normalstation liege der Anteil der Ungeimpften bei über 80 Prozent.

"Man kann sich mit den bisherigen Impfzahlen nicht zufrieden geben", sagte Haas weiter, der als Infektionsspezialist bei der Steiermärkischen KAGes tätig ist. Die Impfrate der impfbaren Bevölkerung müsse höher werden: "Das ist ein Akt der Solidarität", gegenüber jenen, die sich nicht impfen lassen können, so Haas weiter. Harald Eitner, Koordinator der steirischen Impfstraßen, begrüße daher auch, dass Wohnzimmertests künftig kostenpflichtig werden sollen. Das würde hoffentlich vor allem noch mehr jüngere Menschen zu einer Impfung bewegen.

(APA)

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