Brandschutz

Smarte Lebensretter am Plafond

Diverse Feuermelder
Diverse FeuermelderGetty Images/iStockphoto (Sckrepka)
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Rauchmelder, die unscheinbaren Kästchen am Plafond, werden immer cleverer und sind zudem gut miteinander vernetzt. Doch der technische Fortschritt hat seine Tücken.

Zwischen 30 und 40 Menschen kommen in Österreich jährlich bei Bränden in den eigenen vier Wänden ums Leben. Fast alle ersticken im Schlaf an den Rauchgasen, oft lange bevor die ersten Flammen züngeln. Solche tragischen Todesfälle zu verhindern ist Aufgabe der Rauchmelder, wie sie gesetzlich in allen Neubauten, in Kärnten auch im Bestand, vorgeschrieben sind.

Alarme vernetzen

Der technische Fortschritt macht vor den kleinen Kästchen an der Zimmerdecke, die bei Rauchentwicklung laut und durchdringend Alarm schlagen, nicht Halt. Das beginnt bei den Batterien. „Akkus, die zehn Jahre halten, sind bei Geräten der namhaften Hersteller mittlerweile Standard“, weiß Michael Hartisch, Brandschutz-Sachverständiger aus dem südsteirischen Lebring. Der Trend geht aber vor allem in Richtung Vernetzung. Gerald Rausch, Vertriebsleiter Österreich des Herstellers Ei Electronics: „Wenn im oberen Stock eines Einfamilienhauses ein Brand ausbricht und der Alarm anschlägt, hört man das im Erdgeschoß oft nicht. Ertönt das Warnsignal bei jedem Rauchmelder, kann man sofort reagieren.“ Der nächste Schritt ist die Einbindung der Rauchmeldeanlage in ein Sicherheitspaket, das etwa auch den Einbruchsschutz umfasst. Der Hersteller Gira mit Österreich-Sitz in Salzburg hat ein solches System auf den Markt gebracht. „Herzstück ist die App, an die nicht nur Glasbruch- oder Bewegungs-, sondern auch Rauchmelder angeschlossen sind“, erklärt Marketingmanager Sebastian Keup. Ziel sei die Integration in ein Smart-Home-System, bei dem Komfort- mit Sicherheitslösungen zusammengefasst sind. Da kommt die Alarmmeldung aufs Handy, auch wenn man gerade unterwegs ist. Rausch stellt dabei die Frage der Sinnhaftigkeit: „Rauchmelder sollen zu Hause anwesende Menschen schützen. Ein Brandausbruch, während niemand daheim ist, ist eher ein Fall für die Versicherung.“ Fehlalarme könnten zu einem „Kopfkino“ führen, „das man nicht haben will“.

Fehlalarme vermeiden

Das Vermeiden von Fehlalarmen ist neben der Zuverlässigkeit im Ernstfall eines der Kriterien, durch die sich hochwertige Rauchmelder von Billiglösungen unterscheiden. Falschalarme können aber auch ausgelöst werden, wenn sich optische Rauchmelder, die Lichttrübungen und das Unterbrechen des Infrarotstrahls durch Rauchschwaden registrieren, von Dunst beim Kochen oder Duschen täuschen lassen. Sachverständiger Michael Hartisch rät, in Küche oder Bad Melder zu montieren, die auf Temperaturunterschiede reagieren.

Smarte Lösungen, die automatisch die Feuerwehr verständigen, können bei falschem Alarm teuer kommen: Verrechnen die Florianijünger den unnötigen Einsatz, kostet das einige hundert Euro. Und dass die Feuerwehr umsonst gerufen wird, ist nicht selten: Bei 57.578 Brandeinsätzen in Österreich 2019 gab es nur in drei Viertel der Fälle tatsächlich etwas zu löschen. Neue Hightech-Ansätze – Algorithmen etwa, die echtes Feuer von Lichtreflexionen unterscheiden können – sollen dabei helfen, Fehlalarme zu vermeiden.

Was Sie beachten sollten bei . . . Rauchmeldern

Tipp 1

Arten. In Wohn- und Schlafzimmern sind foto-optische Rauchmelder am sinnvollsten: Sie schlagen bei Lichttrübung Alarm, oder wenn der ausgesendete Infrarotstrahl durch Rauchschwaden unterbrochen wird. In Küche und Bad sind thermo-optische Feuermelder, die auf Temperaturunterschiede reagieren, zuverlässiger. Seit 2016 sind Rauchmelder in Neubauwohnungen Pflicht.

Tipp 2

Montage. Da Rauch mit der heißen Luft aufsteigt, ist das Anbringen (Schrauben oder Kleben) von Rauchmeldern am Plafond am effektivsten. Am besten mittig, weil in den Ecken die Luftzirkulation geringer ist, und mit rund 50 Zentimeter Abstand zu Lampen oder deckenhohen Möbeln. In Mietwohnungen ist der Vermieter für die Installation, der Mieter für die Wartung zuständig

Tipp 3

Zertifizierung. Die Anforderungen an Rauchmelder sind in einer ÖNORM geregelt. Die Produkte der namhaften Hersteller entsprechen diesen Vorgaben. Hochwertige Geräte lassen unter anderem den Alarm vorübergehend stumm schalten. Vorsicht bei Designerprodukten aus Glas oder Edelstahl: Sie sind mitunter nicht zertifiziert und eher Blickfang als Sicherheitstool.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.08.2021)

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