Corona

Kläranlage als Covid-Frühwarnsystem

APA
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Abwasser kann Infos über Infektionen und Varianten liefern. Das soll Schulen dabei helfen, früh zu reagieren. Tirol setzt auf das Instrument nun sogar im Regelbetrieb.

Klosterneuburg. „Abwasser ist ein Spiegel unserer Gesellschaft“, so Norbert Kreuzinger, Professor am Institut für Wassergüte an der TU Wien, am Freitag bei einem Pressegespräch in der Kläranlage Klosterneuburg. Medikamente, Drogen, Ernährung: All dies sei im Abwasser sichtbar. So auch das Coronavirus.

Die Abwasseranalysen sollen vor allem Schulen dazu dienen, regionale Informationen über die aktuelle Lage zu erhalten. „Wir haben die Kläranlagen mit Blick auf die Schulstandorte ausgewählt, um möglichst viele Schüler zu erreichen“, erklärt Kreuzinger.

Infos schon eine Woche früher

Proben aus 116 Kläranlagen in ganz Österreich werden verwertet, wodurch rund 75 Prozent der Schüler erfasst sind.
Die Abwasseranalyse diene gewissermaßen als Frühwarnsystem. „Die zentrale Stärke der Methode ist, dass wir Trends abbilden können. Und das unabhängig von der Teststrategie, denn auf's Klo geht jeder“, so Kreuzinger. So erhalte man Informationen über das Pandemiegeschehen, Cluster und Virusvarianten – und das bis zu einer Woche, bevor diese durch Testungen festgestellt werden können.

Nicht nur für Coronaviren

Zudem seien die Daten vollkommen anonym. „Wir schauen uns nicht einen speziellen Schulstandort an“, erklärt Kreuzinger.
Wie all das funktioniert? Über die Kanalisation gelangen Fäkalien ins Abwasser. Dieses werde schließlich in den Kläranlagen behandelt und analysiert, als Ausgangspunkt für die Analysen diene eine 24-Stunden-Zulaufprobe, erklärt Heribert Insam, Mikrobiologe und Professor an der Uni Innsbruck.

Andreas Bergthaler, der Leiter des CeMM Forschungszentrums, hält jedoch fest, dass das Abwassermonitoring keine Einzeltests ersetzen könne. „Es ist aber als ergänzender Parameter zu betrachten, der wertvolle Zusatzinformationen liefert“.

In Tirol geht das Abwassermonitoring nun von einem Probebetrieb in den Regelbetrieb über. Laut Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) sollen so auch andere Krankheitserreger oder Krankheiten, wie Hepatitis A oder Polio, festgestellt werden. Im Land gibt es 47 Messpunkte im Einzugsgebiet von 43 Kläranlagen. (mai)

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