Der deutsche Wahlkampf erinnert derzeit mehr an einen österreichischen: Statt um Inhalte geht es nur um die Performance der Spitzenkandidaten und wer mit wem (nicht) koalieren wird.
„Wahlkampf from hell“ soll ein CDU-Funktionär den Basisfrust über Armin Laschets Kampagne zusammengefasst haben, was prompt durch alle Medien ging. Das mag übertrieben sein, doch der deutsche Wahlkampf wirkt von außen betrachtet wie eine dieser Schönheits- oder Dating-Shows der deutschen Privatsender, nur ohne Schönheit und Dates. Seit Monaten wird mit seltsamer Inbrunst fast nur über Fehler, Sünden und Fettnäpfchen von mehr oder weniger schwachen Spitzenkandidaten diskutiert, als gäbe es weder Klimawandel, Pandemie noch eine erwartbare Schuldenkrise.
Erst mit dem deutschen Debakel in Afghanistan kommt eine Ernsthaftigkeit fern von Buchpassagen und Flut-Grinsern in den Wahlkampf. Der bisher zu Recht stolze Bundesnachrichtendienst hatte den Blitzsieg der Taliban so wenig am Radar wie andere westliche Geheimdienste. Angela Merkel räumt zwar Fehler ein, hakt aber einen der größten außenpolitischen und militärischen Misserfolge mit einer Nonchalance ab, als handle es sich um ein Wochenende mit schlechtem Wetter auf Sylt. Außenminister Heiko Maas stellt am Ende seiner Amtszeit seine Inkompetenz unter Beweis; Vorbereitung und Planung der Evakuierung von Deutschen und ihren bedrohten Helfern fanden nicht statt oder waren dilettantisch.