Während Tausende vor den Augen der Weltöffentlichkeit fliehen, bleiben jene im Land, die es auf die Bodenschätze abgesehen haben. China hat seine Claims längst abgesteckt.
Kaufen, wenn die Kanonen donnern“, heißt die bekannte Börsenweisheit von Carl Mayer von Rothschild. In Afghanistan ist es nicht anders. Während die einen um ihr Leben laufen, bleiben die anderen erst recht im Land. Sie wittern Milliardenaufträge der neuen Machthaber. Denn mit dem Opiumanbau allein ist in Afghanistan kein Staat zu machen, auch wenn das Land für knapp 85 Prozent des weltweit produzierten Heroins verantwortlich ist. Das große Geld liegt unter der Erde. In Form von Kupfer, Gold, Eisenerz und Kohle. Vor allem aber sind es Kobalt, Lithium und seltene Erden, auf die es die neuen Geschäftspartner der Taliban abgesehen haben. Es geht also um all jene Rohstoffe, die für neue Technologien und den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen benötigt werden. Russland, Türkei, Iran und vor allem China strecken bereits ihre Hände nach den lukrativen Schürfrechten aus. Die chinesischen Firmen scheinen wieder die Nase vorn zu haben.
Amerikanische Experten wie Shamaila Khan vom Investmenthaus Alliance Bernstein bewerten die Bodenschätze Afghanistans mit bis zu drei Billionen Dollar. Freilich sind das Schätzungen, denn lediglich ein Drittel des Landes ist von der amerikanischen Geologiebehörde USGS untersucht worden. Khan warnt davor, dass China mit seinen Aktivitäten am Hindukusch nicht nur das Taliban-Regime unterstützt, sondern günstig zu jenen Rohstoffen kommt, die für Elektromobilität, Luftfahrt und andere Schlüsseltechnologien benötigt werden. „China hat nun einen Wettbewerbsvorteil“, sagt der Experte.