Weil Unternehmen in den gefährlichsten Regionen der Welt tätig sind, sichern sie sich gegen Entführungen ihrer Mitarbeiter ab. Daraus ist ein Geschäftsfeld entstanden, von dem viele Akteure profitieren – von dem die Öffentlichkeit aber nur wenig mitbekommt.
Das Telefon klingelt. Zuerst ein Rauschen, dann knarrt eine raue Stimme in gebrochenem Englisch: „We have your team. We want 400 million. Otherwise we kill them.“
Es sind Anrufe wie dieser, den Vorstände und Eigentümer von Unternehmen, die ihre Mitarbeiter in gefährliche Regionen entsenden, nie bekommen wollen. In diesem Fall wurde die Besatzung eines deutschen Frachtschiffs im Golf von Guinea entführt. Westafrika, vor allem vor der Küste Nigerias, hat sich zum Hotspot der Piraterie entwickelt. Ob Handelsschiffe, Tanker, Fischerboote oder Expeditionen – sind Menschen an Bord, werden sie zum Ziel schwer bewaffneter Krimineller. Die Entführer stürmen das Schiff und verschleppen ihre Opfer in wendigen Schnellbooten ins naheliegende, unüberschaubare Niger-Delta. Von dort aus kontaktieren sie die betroffenen Unternehmen oder die Familien der Geiseln – und fordern Lösegeld.