Künstlerkolonien

Frische Luft, freie Liebe: Künstler im ruralen Rudel

(c) imago images/Sylvio Dittrich (Sylvio Dittrich via www.imago-images.de)
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Von Barbizon bis zum Monte Verità: Künstlerkolonien am Land haben oft genug Geschichte geschrieben.

Der Großstadt und dem Atelier entfliehen, raus aufs Land mit der Staffelei, ans Licht, in die freie Natur! Diesen Drang verspürten schon die Vorläufer der französischen Impressionisten, die Maler der „Paysages intimes“, wie Camille Corot und Jean-François Millet. Die Tubenfarbe war erfunden, und die Eisenbahn brauchte nur 90 Minuten von Paris zum Wald von Fontainebleau. Dort, im schlichten Straßendorf Barbizon, bildete sich eine der ersten Künstlerkolonien – ein lockerer Kreis von Kollegen, die das einfache, unverdorbene Leben ebenso suchten wie künstlerischen Austausch. Bei schlechtem Wetter malten sie in der Auberge die Wände, Türen und Möbel voll.

Worpswede und Murnau. Ähnlichen Einfluss wie die „Barbizonniers“ hatte später die Schule von Pont-Aven, einem Dorf im Süden der Bretagne, in dem Paul Gauguin und Émile Bernard mit betonten Konturen und reinen Farbwerten dem Expressionismus den Weg bereiteten. Die Deutschen schielten neidvoll hinüber – und zogen ab 1889 selbst hinaus, zu den Torfstechern ins Teufelsmoor. Im Dorf Worpswede bei Bremen ließen sich Fritz Overbeck und Otto Modersohn von der rauen Heidelandschaft und dem weiten Horizont inspirieren. Erstmals mischte mit Paula Modersohn-Becker auch eine Frau an der Palette mit. Dazu gesellte sich die Bildhauerin Clara Westhoff, die in ihrer kurzen Ehe mit dem Dichter Rilke im Nachbardorf wohnte. Worpswede zieht übrigens bis heute viele Kreative an, darunter auch Fotografen, Grafiker und Medienkünstler.

Den größten Einfluss auf die Kunstgeschichte hatte unter all den biederen Dörfchen das oberbayerische Murnau. Dort am Staffelsee hoben in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg zwei Künstlerpaare die schweren Anker des Expressionismus und trieben hinaus in die lichten Weiten des Abstrakten: Wassily Kandinsky und Gabriele Münter, im Verein mit Alexej Jawlensky und Marianne von Werefkin.

Kommune mit Wien-Blick. So grundstürzend die artistischen Entwicklungen waren, so sittsam-bürgerlich blieb das Alltagsleben dieser ruralen Bohemiens. Ganz im Gegensatz zu den österreichisch-schweizerischen Künstlerkolonien. Es begann nicht im, aber am Himmel: In einem früheren Ausflugsgasthaus dieses Namens, am Rand des Lainzer Tiergartens, installierte der deutsche Maler Karl Wilhelm Diefenbach 1897 eine Kommune.

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