Afghanistan

Der Druck auf den Flughafen in Kabul wächst

(c) imago images/ZUMA Wire (Sra Taylor Crul/U.S. Air via www.imago-images.de)
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Die Luftbrücke nach Kabul funktionierte, doch zeitweise wurden die Eingangstore des Flughafens geschlossen. Kommissionspräsidentin Von der Leyen appelliert an die EU-Länder, Afghanen aufzunehmen. Joe Biden droht den Taliban.

Die Lage in Afghanistan blieb, soviel man überhaupt erfahren konnte, am Samstag kritisch, aber ohne Eskalationen. Die Luftbrücke zum Ausfliegen von Ausländern und afghanischen Ortshelfern funktionierte, allerdings nahm der Druck der Menschenmassen auf das Flughafengelände, das von Militäreinheiten etwa der USA, Großbritanniens, Frankreichs, Deutschlands, der Türkei, Aserbaidschans und anderer Länder bewacht wird, zuletzt zu.

US-Hubschrauber flogen aus einem Hotel, das nur wenige Hundert Meter vom Flughafen entfernt ist, etwa 170 Menschen zum Flughafen, angeblich wegen des Chaos und besonderer Gefährdungen der Personen. Eingangstore seien in den vergangenen 24 Stunden nur kurzfristig geschlossen worden, damit "die richtigen Leute" passieren konnten, sagte US-Generalmajor William Taylor am Samstag im Pentagon.

Nicht erklären konnten Taylor und Pentagon-Sprecher John Kirby, warum die US-Botschaft in Kabul US-Bürgern am Samstag geraten hatte, nicht zum Flughafen zu fahren. Kirby verwies aber darauf, dass die Lage rund um den Flughafen nicht stabil sei und sich ständig ändere.

Kirby sagte, es gebe "eine geringe Anzahl" von Amerikanern, die auf dem Weg zum Flughafen in den vergangenen Tagen von Taliban drangsaliert oder geschlagen worden seien. Das gelte auch für afghanische Unterstützer des US-Einsatzes. Die meisten Amerikaner würden aber durch die Checkpoints der Taliban gelassen.

Von der Leyen: EU-Länder sollen Afghanen aufnehmen

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat alle Mitgliedsländer zur Aufnahme schutzbedürftiger Afghanen aufgefordert. Die EU-Kommission werde finanzielle Unterstützung für die Länder zur Verfügung stellen, die den Flüchtenden eine neue Heimat böten, sagte von der Leyen am Samstag beim Besuch eines Erstaufnahmelager für vor den Taliban geflohene afghanische Ortskräfte der EU in Spanien.

Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat nach Angaben einer Sprecherin mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan über die Lage in Afghanistan gesprochen. Beide seien sich einig, dass die Evakuierung schutzbedürftiger Menschen höchste Priorität habe. Sie hätten zudem enge Zusammenarbeit bei der Unterstützung internationaler Organisationen vereinbart, insbesondere des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen UNHCR, hieß es. Vor der Machtübernahme der Taliban wurde die Möglichkeit diskutiert, dass die Türkei auch nach dem Ende der Nato-Mission weiter mit Kräften vor Ort sein würde. Die Türkei hatte sich mehrmals dazu bereit erklärt. Die Taliban hatten das in der Vergangenheit jedoch abgelehnt.

Warnungen von Biden

US-Präsident Joe Biden hatte in der Nacht auf Samstag die Taliban in einer Rede gewarnt: Man werde beobachten, wie die Islamisten ihre Landsleute behandeln, und davon jede weitere Kooperation und Hilfe abhängig machen. Störungen der Evakuierungsaktionen würden militärisch beantwortet. Im Abzug der USA sehe er übrigens keine Minderung der Reputation seines Landes vor der Weltgemeinschaft.

Ein Taliban-Sprecher sagte derweil, dass binnen weniger Wochen Pläne für die Zukunft Afghanistans vorgestellt würden; darüber debattierten momentan Geistliche, Juristen und Außenpolitik-Experten. Maßgeblich wird dabei die Rolle von Taliban-Mitbegründer Mullah Abdul Ghani Baradar sein, der aus Katar kommend vor Kurzem in Kabul eintraf und als künftiger Regierungschef gehandelt wird.

(APA/AFP/dpa/Reuters)

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