Leitartikel

Auch die Sommerschule wird die Bildungslücke nicht schließen

Clemens Fabry
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Ein Drittel der Schüler ist in der Coronapandemie abgehängt worden. Da wird es mehr als zwei Wochen freiwilligen Zusatzunterricht brauchen.

Das Bildungsministerium hatte schon vorab keine Zweifel: Am Montag startet ein „Erfolgsprojekt“. Zwei Wochen vor dem eigentlichen Schulbeginn öffnet die Sommerschule. Sie soll helfen, jene Bildungslücken zu schließen, die bei vielen Kindern in der Coronapandemie entstanden sind. „Wer hätte gedacht“, fragte Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) zuletzt, „dass wir in den langen, bisher unantastbaren Sommermonaten schulische Veranstaltungen machen?“ Tatsächlich fast niemand. Das Problem ist nur, dass in Ausnahmezeiten einer Pandemie auch das nicht reichen dürfte.

Heuer werden 38.800 der 1,1 Millionen Schüler die Sommerschule besuchen. Das sind mehr als eineinhalb Mal so viele wie im Vorjahr. Das selbst gesetzte Ziel von 50.000 Schülern wird das Bildungsministerium aber verfehlen. Dabei ist schon das nicht besonders ambitioniert gewesen. Etwa ein Drittel der Schüler ist in der Coronapandemie abgehängt worden – und das sagen noch die weniger Alarmistischen unter den Bildungswissenschaftlern. Im Herbst werden Schüler mit höchst unterschiedlichen Voraussetzungen in einer Klasse sitzen. Trotz der Anstrengungen in der Sommerschule.

Denn just die Kinder mit den größten Lerndefiziten sind oft nur schwer zu erreichen. Der Bildungsminister wollte niemanden zur Teilnahme zwingen. Das war gut gemeint, lässt aber, wie man hört, manche Brennpunktschule verzagen. Bildungsferne Eltern würden die Kinder häufig nicht in die Sommerschule schicken. Die einen wollen oder können die Anreise in die Sommerschule nicht auf sich nehmen. (Sie wird nicht an der Stammschule, sondern standortübergreifend stattfinden.) Die anderen wollen die verfrühte Abreise aus dem Urlaub (oft auch im Herkunftsland) nicht in Kauf nehmen.

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